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Insolvenz besser als Verkauf Gezerre um Bear Stearns

Unter den Großaktionären der angeschlagenen US-Investmentbank Bear Searns regt sich Widerstand gegen den extrem niedrigen Preis beim Notverkauf an den Konkurrenten J.P. Morgan. Unter anderem der Milliardär Joseph Lewis, der 9,4 Prozent an Bear Stearns hält, lehne den Preis von weniger als 300 Mio. US- Dollar als zu niedrig ab, berichtete das "Wall Street Journal". Auch viele Bear-Sterns-Beschäftigte, die zusammen 30 Prozent der Anteile haben, drohten, gegen das Geschäft zu stimmen.

Für den Notverkauf von Bear Stearns ist noch die Zustimmung der Aktionäre erforderlich. Es sieht zwar so aus, als wäre die Insolvenz die einzige Alternative zu dem Kauf durch J.P. Morgan. Allerdings gehen einige Anteilseigner davon aus, dass sie selbst bei einer Liquidation der Bank besser wegkommen könnten: Allein das New Yorker Hauptquartier von Bear Stearns dürfte mehr als eine Milliarde Dollar wert sein.

Kurseinbruch

Bear Stearns selbst hatte noch am vergangenen Freitag etwa 80 US-Dollar je Aktie als fairen Preis angesehen. J.P. Morgan würde den Konkurrenten verglichen damit zum absoluten Schnäppchenpreis bekommen: Die Übernahme über einen Aktientausch entspräche zum Kurs vom Freitag nur einem Angebot von zwei Dollar je Aktie oder insgesamt 236 Mio. US-Dollar. Die Aktie von Bear Stearns stürzte am Montag zwar um mehr als 84 Prozent ab. Sie schloss aber trotzdem bei rund 4,80 US-Dollar deutlich über der Bewertung des Notverkaufs.

Auch andere große Investoren hätten ihre Unzufriedenheit mit dem Deal signalisiert, berichtete das "Wall Street Journal" weiter. J.P. Morgan rechne fest mit Klagen unzufriedener Aktionäre. Für Prozesse seien bereits sechs Mrd. US-Dollar zurückgestellt. Wie genau sich das Geschäft von Bear Stearns in den vergangenen Monaten entwickelte, bleibt unterdessen weiter unklar: Die für Montagabend angekündigte vorgezogene Vorlage von Zahlen für das erste Geschäftsquartal sagte Bear Stearns unter Hinweis auf die Verkaufspläne wieder ab.

Zugleich wies J.P. Morgan Berichte über einen massiven Stellenabbau zurück. Ein Sprecher betonte, es sei "zu früh, dies zu erörtern". Zuvor hatte der Sender CNBC unter Berufung auf Kreise berichtet, die Investmentbank wolle mehr als die Hälfte der 14.000 Stellen bei Bear Stearns streichen. Der Abbau würde in den "kommenden Monaten" erfolgen.



Chinesen werfen das Handtuch

Auch dem chinesischen Brokerhaus CITIC Securitites gefällt der geplante Verkauf von Bear Stearns an JP Morgan nicht. Wie bereits angedeutet lässt CITIC den geplanten Einstieg bei Bear Stearns platzen. Grundlage und Voraussetzung für eine strategische Allianz seien nicht länger gegeben, teilte CITIC in Schanghai mit.



Der chinesische Broker, der zur staatlichen China International Trust & Investment Corp. gehört, hatte im Herbst seinen Einstieg mit sechs Prozent bei Bear Stearns für eine Milliarde Dollar angekündigt. Im Gegenzug wollte sich Bear Stearns für ebenfalls eine Milliarde Dollar mit zwei Prozent an dem Geschäft der Chinesen beteiligen. Daneben wollte sich CITIC die Möglichkeit sichern, den Anteil an Bear Stearns auf knapp zehn Prozent zu erhöhen.

Sammelklage droht

Bear Stearns Companies Inc steht eine Sammelklage wegen angeblicher Verstöße gegen das Wertpapiergesetz bevor. Der Bank wird vorgeworfen, falsche und irreführende Angaben hinsichtlich ihrer geschäftlichen und finanziellen Ergebnisse gemacht zu haben. Dies habe dazu geführt, dass Aktien von Bear Stearns zu einem künstlich aufgeblähten Preis gehandelt worden seien und im April ein Kurshoch von 159,36 US-Dollar erreichten.

Die Klage wurde bei einem New Yorker Bezirksgericht eingereicht. Die Kanzlei vertritt Klienten, die zwischen dem 14. Dezember 2006 und dem 14. März 2008 Bear-Stearns-Aktien kauften.

Quelle: ntv.de

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