Meldungen

Kampf der Giganten Google gegen Microsoft

Der Suchmaschinenriese Google hat dem Internet-Konzern Yahoo Unterstützung gegen das milliardenschwere Übernahmeangebot des Rivalen Microsoft angeboten. Google-Chef Eric Schmidt habe Yahoo-Mitgründer Jerry Yang telefonisch seine Hilfe in jeder Hinsicht offeriert, berichtete das "Wall Street Journal".

Bislang seien noch keine Gegenangebote zur Microsoft-Offerte bei Yahoo eingegangen, hieß es. Der Verwaltungsrat von Yahoo habe auch noch keine Entscheidung zum Angebot von Microsoft getroffen.

Microsoft hingegen erwartet nach eigenen Angaben eine baldige Zustimmung der Aktionäre und des Direktoriums von Yahoo zu seinem Übernahmeangebot. "Wir glauben, dass es großzügig ist", erklärte der Chef des weltgrößten Softwarekonzerns, Steve Ballmer. Das Unternehmen teilte zudem mit, im Geschäftsjahr 2009 könnte der Umsatz um mehr als zehn Prozent gesteigert werden. Microsoft wird für den Bargeld-Anteil seines Gebotes für Yahoo wohl zum ersten Mal in seiner Geschichte Schulden aufnehmen. Dies sagte Finanzchef Chris Liddell. "Wenn Sie sich den Bar-Anteil anschauen, das werden mehr als 20 Milliarden Dollar sein", erklärte er. "Wir könnten das meiste davon durch unsere Barreserven bezahlen, aber es ist wahrscheinlich, dass wir uns tatsächlich zum ersten Mal etwas leihen."

Gegenangebote denkbar

Über eine mögliche Zusammenarbeit von Yahoo und Google wird unter Experten heftig spekuliert. So könnte Yahoo seine eigene Internet-Suche kostengünstig auslagern und über die Google-Suche laufen lassen. Auch Gegengebote anderer Interessenten gelten als möglich. Denkbar seien private Investoren oder Medienkonzerne wie die News Corp des Multimilliardärs Rupert Murdoch, hieß es in US-Medien. Allerdings wird eine solche Gegenofferte angesichts der Höhe der Microsoft-Angebots als nur schwer finanzierbar angesehen.

Zuvor hatte Google schwere Bedenken gegen die Übernahme angemeldet. Die angestrebte Fusion werfe "beunruhigende Fragen" etwa zur Offenheit des Internets und zu möglicherweise unrechtmäßigem Einfluss im Web auf, warnte Googles Chef-Jurist David Drummond. Entscheidungsträger in aller Welt müssten diese Fragen stellen. Die Verbraucher verdienten befriedigende Antworten.

Microsoft wies die Vorwürfe zurück: Der geplante Zusammenschluss mit Yahoo werde bei Internet-Suche und Online-Werbung für mehr Konkurrenz sorgen. "Die alternativen Szenarien führen nur zu weniger Wettbewerb im Internet", hieß in einer Stellungnahme.

Dominanz von Google brechen

Mit der angestrebten Übernahme von Yahoo! im Wert von rund 45 Mrd. US-Dollar will Microsoft die Dominanz von Google bei der Online-Suche und der Internet-Werbung brechen. Bei Yahoo stößt die Offerte auf wenig Gegenliebe. Die Übernahme wäre die bisher größte innerhalb der Internet-Branche.

In einem in einem Web-Eintrag von Google hatte dessen oberster Jurist den Konkurrenten Microsoft scharf angegriffen. "Könnte Microsoft nun versuchen, den gleichen unangemessenen und unrechtmäßigen Einfluss über das Internet auszuüben wie beim PC?", fragte Drummond. "Könnte der Kauf von Yahoo Microsoft - trotz seiner Vorgeschichte von ernsthaften Verstößen gegen Gesetze und Wettbewerbsrecht - erlauben, unfaire Praktiken bei Browsern und Betriebssystemen auf das Internet auszudehnen?"

Zwischen dem Softwareriesen und Wettbewerbshütern in den USA sowie vor allem in Europa hatte es immer wieder schwere Differenzen gegeben. Experten rechnen daher bisher am ehesten mit Widerstand in Europa. Angesichts der Übermacht von Google bei der Online-Suche halten sie aber grünes Licht der Behörden für gut möglich.

Übernahme gegen den Internet-Geist

Googles Chef-Jurist warnte zudem, Microsoft und Yahoo hätten gemeinsam einen überwältigenden Anteil bei webbasierten E-Mail- Postfächern sowie Online-Sofortnachrichten ("instant messaging"). Sie würden auch die am meisten besuchten Web-Portale betreiben. Drummond kritisierte: "Microsoft strebte oftmals danach, geschützte Monopole zu schaffen - und dann seine Dominanz in neuen, benachbarten Märkten einzusetzen." Bei der geplanten Übernahme gehe es um "die grundlegenden Prinzipien des Internets: Offenheit und Innovation".

Yahoo selbst will zunächst alle Alternativen zu einer Übernahme eingehend prüfen. Dazu gehöre auch die weitere Unabhängigkeit, hatte das Unternehmen ausdrücklich betont. Eine derartige Klärung werde einige Zeit benötigen, dämpfte Yahoo zudem Erwartungen auf eine schnelle Entscheidung. Angesichts der zurückhaltenden Reaktion auf die Offerte spekuliert die Wall Street über mögliche Gegengebote anderer Investoren.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen