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Verdi-Chef in der Südsee Große Empörung in Berlin

Der Sprecher der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat einen Gratis-Flug seines Chefs Frank Bsirske nach Los Angeles bestätigt. Bsirske sei im Rahmen der für Aufsichtsräte üblichen Regelungen für Freiflüge erster Klasse von Frankfurt nach Los Angeles geflogen, sagte Harald Reutter. Von dieser Möglichkeit mache Bsirske äußerst zurückhaltend Gebrauch. Den Anschlussflug zu seinem Zielort habe der Verdi-Chef aus eigener Tasche bestritten. Den durch den Freiflug entstandenen finanziellen Vorteil werde er ordnungsgemäß versteuern.

Rücktrittsforderungen an Bsirske lehnt Reutter als "absurd" ab. Mehrere Politiker hatten dies von dem Verdi-Chef gefordert, nachdem die "Bild"-Zeitung am Freitag berichtet hatte, Bsirske und seine Frau seien kurz vor Beginn des Verdi-Streiks bei der Lufthansa mit der Fluggesellschaft in die Südsee gejettet. Verdi hatte zunächst lediglich bestätigt, dass der Gewerkschaftschef im Urlaub sei. Zum Ziel und den Konditionen der Reise wollte die Verdi-Pressestelle erst keine Angaben machen.

Politiker von Union und FDP hatte die Gratisflüge kritisiert und Bsirskes Rücktritt als Gewerkschaftschef gefordert. Der CSU-Wirtschaftsexperte Hans Michelbach sagte: "Bsirske agiert nach dem Motto: links reden, rechts leben. Eigentlich müsste er jetzt zurücktreten. Er hat seine Leute während des Arbeitskampfes im Stich gelassen." FDP-Generalsekretär Dirk Niebel sagte: "Herr Bsirske soll in der Südsee bleiben. Wenn er jetzt nicht zurücktritt, sollten ihm die Gewerkschafter den Stuhl vor die Tür setzen."

Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Parlamentskreises Mittelstand, Michael Fuchs, verlangte Bsirskes Rückzug aus dem Lufthansa-Aufsichtsrat. "Das Verhalten ist unglaublich. Ich fordere Herrn Bsirske auf, sein Aufsichtsrats-Mandat bei Lufthansa niederzulegen", sagte Fuchs.

Bsirskes Luxusurlaub sorgt nach Informationen des Magazins "Der Spiegel" auch innerhalb der Gewerkschaft für heftigen Unmut. Als stellvertretender Aufsichtsratschef bei dem Luftfahrt-Konzern bekommt Bsirske wie andere Aufsichtsratsmitglieder und Mitarbeiter auch ein Kontingent an Freiflügen.

Sich von der Lufthansa zu einem Flug in den Urlaub einladen zu lassen, "ist eine bodenlose politische Instinktlosigkeit", sagt das langjährige Mitglied der bayerischen Verdi-Landesbezirksleitung Michael Wendl. Auch dass Bsirske erste Klasse flog, sei "mehr als schlechter Stil". Das zeige, so Wendl, "dass man die Nähe zum gehobenen Management suche und dazu gehören will, statt das Ohr an der Basis zu haben".

Keine Gegner bei Verdi

Wendl selbst ist Aufsichtsratsmitglied bei der Röhn-Klinikum AG sowie bei dem Städtischen Klinikum München. Dass die gesponserte Reise für Bsirske Konsequenzen haben könnte, glaubt indes selbst Wendl nicht. "Ein Gewerkschaftschef stürzt nur dann über solch einen Fehltritt, wenn es eine starke innergewerkschaftliche Opposition gibt", so Wendl. "Die ist bei Verdi aber nirgends erkennbar."

Quelle: ntv.de

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