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Rücktritt als Bedingung? HRE-Chef unter Druck

Der baldige Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden der Hypo Real Estate Holding AG ist nach Angaben aus Finanzkreisen eine Bedingung für die zweite Rettungsaktion des Immobilienfinanzierers durch Regierung und Banken am Sonntagabend gewesen. "Die Personalie Funke wird recht schnell gehen. Er kann sich allein wegen des politischen Drucks nicht mehr lange halten", sagte eine informierte Person der Nachrichtenagentur "Dow Jones Newswires".

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hatte am Morgen ein Verbleiben des Managements der Bank ausgeschlossen. "Ich halte es für undenkbar, dass mit dem jetzigen Management weiter zusammengearbeitet wird," sagte Steinbrück im "Deutschlandfunk". Der Münchener Dax-Konzern wollte sich zu einem möglichen Rücktritt Funkes nicht äußern.

Sobald sich für Georg Funke eine Nachfolge abzeichne, werde der CEO seinen Stuhl räumen müssen, hieß es. "Dow Jones Newswires" zitiert einen Informanten mit den Worten: "Funke und der umstrittene Aufsichtsratsvorsitzende Kurt Viermetz werden dann voraussichtlich gemeinsam den Hut nehmen." Mit einer gemeinsamen Erklärung solle die Unruhe bei den Investoren möglichst klein gehalten werden.

Auch andere Politiker forderten einen schnellen Rücktritt von HRE-Vorstandschef Georg Funke. Der finanzpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Otto Bernhardt, sagte der "Bild"-Zeitung: "Wer 35 Mrd. Euro sagt und dann sind es 50 Mrd. Euro - der ist kein kompetenter Gesprächspartner mehr. Es ist an der Zeit, die Konsequenzen zu ziehen." Bernhardt begründete seine Forderung mit dem rund 15 Mrd. Euro höheren Finanzbedarf der HRE, der zum Scheitern eines ersten Rettungspakets geführt hatte.

Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn verlangte ebenfalls einen Wechsel an der Bankspitze. "Die HRE hat offenbar nicht alle Fakten zum tatsächlichen Ausmaß der Krise auf den Tisch gelegt. Das Vertrauen in Vorstandschef Funke ist zerstört", sagte Kuhn. "Wenn der Bund Garantien für HRE gibt, muss er im Gegenzug Anteile übernehmen und die Abwicklung der Bank auch personell kontrollieren können."

Rettung in letzter Sekunde

Zuvor war ein Zusammenbruch der HRE ein zweites Mal binnen einer Woche verhindert worden. Bundesregierung und die deutsche Finanzindustrie vereinbarten in Berlin ein deutlich aufgestocktes Rettungspaket für den angeschlagenen Dax-Konzern. Danach will die Finanzindustrie nach Angaben des Finanzministeriums den Umfang der Notfallkredite für den Münchner Konzern auf nunmehr 30 Mrd. Euro verdoppeln. Einschließlich der schon in einer ersten Runde vereinbarten Kredite vom Notenbanksystem in Höhe von 20 Mrd. Euro beläuft sich das neue Rettungspaket für die HRE-Gruppe auf insgesamt 50 Mrd. Euro.

Mit dem neuen, ebenfalls abgesicherten Liquiditätskredit von nochmals 15 Mrd. Euro werde "das Institut stabilisiert und damit der Finanzplatz Deutschland in schwierigen Zeiten gestärkt", heißt es in einer Mitteilung des Finanzministeriums.

Der vom Bund zur Verfügung gestellte Bürgschaftsrahmen von bis zu 35 Mrd. Euro werde nicht verändert. Bis zu einer Gesamthöhe von 14 Mrd. Euro trage der Finanzsektor 60 Prozent (das sind 8,5 Mrd. Euro) und der Bund 40 Prozent der möglichen finanziellen Belastungen, die sich aus einer Inanspruchnahme der Ausfallgarantie ergeben könnten.

HRE ist "sehr dankbar"

Bundesregierung, Bundesbank, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin sowie die Spitzenvertreter der deutschen Kredit- und Versicherungswirtschaft hätten damit eine Lösung für die in den letzten Tagen zusätzlich entstandenen Liquiditätserfordernisse der HRE erzielt, so das Finanzministerium weiter.

Ein HRE-Zusammenbruch hätte erhebliche Auswirkungen auf die Finanzmärkte gehabt. Das vor einer Woche ausgehandelte erste Hilfspaket für die HRE-Gruppe war am Samstag überraschend geplatzt, weil die Banken ihre Kreditzusagen wieder zurückgezogen hatten. Grund: Die Liquiditätslücke bis 2009 war weit größer als der zunächst angenommene Kreditbedarf von rund 35 Mrd. Euro.

Der HRE-Vorstand begrüßte die Vereinbarung. "Wir sind für die Unterstützung aller Parteien sehr dankbar. Die gefundene Lösung stellt sicher, dass die Hypo Real Estate Group stabilisiert wird, auch bei andauernder Finanzkrise über ausreichende Liquidität verfügt und weiterarbeiten kann", erklärte Funke.

Quelle: ntv.de

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