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Marnette schadet der Bank HSH-Chef empört

Der Chef der schwer angeschlagenen HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher, hat Aussagen des zurückgetretenen Kieler Wirtschaftsministers Werner Marnette (CDU) zur finanziellen Lage der Bank zurückgewiesen. "Die öffentlichen Äußerungen von Herrn Marnette zur strategischen Neuausrichtung der HSH Nordbank schaden der Bank und sind für mich nicht nachvollziehbar", sagte Nonnenmacher. Marnette hatte die Nachhaltigkeit der Maßnahmen zur Stabilisierung der Bank in einem Interview mit dem "Spiegel" deutlich in Frage gestellt und vor weiteren Milliardenkosten gewarnt. Beide zuständigen Landesregierungen hatten die Aussagen von Marnette bereits am Sonntag dementiert.

"Das jetzt verabschiedete Konzept ist von mehreren renommierten Wirtschaftsprüfern, Unternehmensberatern und der Soffin intensiv geprüft und für gut befunden worden. Mehrere Gutachten haben die Länder selbst in Auftrag gegeben", sagte Nonnenmacher. Marnette in seiner Funktion als Wirtschaftsminister habe "der von uns vorgeschlagenen Neuausrichtung der HSH im Februar nach intensivem Dialog ohne Vorbehalte" zugestimmt.

Hilfe bald "verfrühstückt"

Marnette hatte zuvor in dem Interview erklärt, dass seiner Einschätzung nach weitere Verluste auf die angeschlagene Bank zu kommen. Die von den Landesregierungen in Hamburg und Kiel am Freitag beschlossene Eigenkapitalspritze in Höhe von drei Mrd. Euro sei "Ende dieses Jahres schon verfrühstückt", sagt Marnette dem "Spiegel". Der aus Protest gegen das Krisenmanagement am vergangenen Wochenende zurückgetretene Politiker begründete seine Einschätzung mit zu optimistischen Annahmen des HSH-Managements hinsichtlich der Konjunkturentwicklung sowie mit einer nicht ausreichenden Risikovorsorge im Bereich Schifffahrt.

"Die HSH Nordbank hat gut 33 Mrd. Euro Volumen bei der Schiffsfinanzierung. Wollen Sie mir erzählen, dass das Ausfallrisiko da unter ein Prozent liegt", stellte Marnette entsprechende Angaben der HSH infrage. Er hatte laut "Spiegel" kurz vor seinem Rücktritt die als Projektstudie zusammengefassten Unterlagen der HSH Nordbank und der von beiden Landesregierungen beauftragten Beratungsunternehmen einsehen können. Aus denen gehe hervor, sagt der Ex-Minister, "dass 64 Prozent des finanzierten Schiffsportfolios von den Rating-Agenturen schlechter als A eingestuft wurden. Das sind alles Wackelkandidaten". Vor diesem Hintergrund sei es auch mehr als wahrscheinlich, dass die von beiden Ländern bereitgestellte Bürgschaft von zehn Mrd. Euro "kräftig angeknabbert" und weiteres Kapital benötigt würde.

Verhandlungen über Stellenabbau laufen

Hamburg und Schleswig-Holstein halten knapp 60 Prozent an der HSH Nordbank, die im vergangenen Jahr wegen massiver Abschreibungen in Folge der Finanzmarktkrise einen Vorsteuerverlust von 2,8 Mrd. Euro verbucht hatte. Die Bank soll daher um die Hälfte schrumpfen und sich künftig auf das regionale Firmenkundengeschäft und ausgewählte Bereiche in der Schiffs-, Transport- und Energiefinanzierung beschränken. Risikobehaftete Wertpapiere sollen in eine Art "Bad Bank" ausgelagert und zurückgefahren werden. Bis 2012 soll jeder vierte der 4300 Arbeitsplätze der HSH gestrichen werden.

Nach Aussage einer HSH-Sprecherin laufen derzeit die Verhandlungen mit dem Betriebsrat über den Personalabbau. "Aber an der Zahl 1100 ändert sich nichts", stellte sie klar und wies einen Bericht des "Focus" zurück. Das Nachrichtenmagazin berichtete am Sonntag vorab, wonach über die im Sanierungskonzept bisher geplanten 1.100 Stellen-Streichungen mittelfristig 500 weitere Arbeitsplätze verloren gehen würden. Der zusätzliche Personalabbau würde Angestellte betreffen, deren Bereiche in eine "Bad Bank" ausgegliedert werden sollten. Die Ramschpapiere dieser "Bad Bank" mit einem Volumen von rund 80 Mrd. Euro sollen laut "Focus" innerhalb von etwa zehn Jahren verkauft oder abgeschrieben werden.

Auch andere Landesbanken kämpfen mit den Folgen der Finanzkrise und einer zu ehrgeizigen Expansion. Die Landesbanken LBBW und die BayernLB schrieben ebenfalls wegen hoher Belastungen aus der Finanzkrise Milliardenverluste und mussten von ihren Eigentümern gestützt werden.

Quelle: ntv.de

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