Geschasster Vorstand HSH stellt Strafanzeige
17.04.2009, 15:43 UhrDie angeschlagene HSH Nordbank hat eine Strafanzeige gegen ihr beurlaubtes Vorstandsmitglied Frank Roth angekündigt. Es bestehe ein hinreichender Anfangsverdacht, dass der 49-Jährige vertrauliche Strategieunterlagen Dritten zugänglich gemacht hat, teilte eine Bankensprecherin mit. Dies sei nach dem Aktienrecht strafbar.
Geplant war, die Anzeige noch am Freitag auf den Weg zu bringen. Roth musste am Vortag seinen Stuhl räumen. Der für das operative Geschäft zuständige Vorstand wurde mit sofortiger Wirkung suspendiert. Der Aufsichtsrat teilte am Donnerstag nach einer außerordentlichen Sitzung mit, die weitere Zusammenarbeit mit dem Vorstandsmitglied sei wegen bestimmter Sachverhalte "unzumutbar" geworden. Zur Aufklärung dieser Sachverhalte würden nun die notwendigen Schritte eingeleitet, erklärte der Chef des Kontrollgremiums, Wolfgang Peiner.
In Kreisen der Bank hieß es, der Vorwurf laute auf Verrat von Geschäftsgeheimnissen. Das Magazin "Focus" berichtete, Roth werde vorgeworfen, er habe streng vertrauliche Unterlagen weitergeben.
Roth war bei der mit Milliardenverlusten kämpfenden HSH Nordbank seit Anfang Juli 2008 im Vorstand für das operative Geschäft wie Personal, IT und Revision verantwortlich. Erst ein Jahr zuvor war der ehemalige Investmentbanker von der Commerzbank-Tochter Dresdner Kleinwort zur HSH Nordbank gewechselt.
Die HSH Nordbank ist wegen Investitionen in riskante Anlagen an den Rand des Zusammenbruchs geraten. 2008 fuhr sie einen Vorsteuerverlust von 2,8 Milliarden Euro ein. Die Haupteigner Hamburg und Schleswig-Holstein mussten der Bank mit drei Milliarden Euro frischem Kapital unter die Arme greifen, um ihr Überleben zu sichern.
Führungsriege austauschen
Nach dem Rauswurf des Vorstandsmitglieds wurden nun Forderungen nach einer Neubesetzung aller Spitzenpositionen laut. "Eine Neubesetzung der Spitzenpositionen in Vorstand und Aufsichtsrat ist überfällig", sagte der Hamburger SPD-Finanzpolitiker Peter Tschentscher. Die mutmaßlichen Hintergründe für Roths Beurlaubung seien ein weiterer Beleg dafür, "dass Aufsichtsrat und Anteilseigner die entscheidenden Fragen der Bank weder im Blick noch im Griff haben". Eine erfolgreiche Fortführung der HSH Nordbank brauche neues Vertrauen, ergänzte Tschentscher.
Quelle: ntv.de