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Konzernumbau in vollem Gange Halbzeit bei Siemens

Der neue Chef von Siemens hat nach seiner Ansicht noch die Hälfte des Umbaus des Technologiekonzerns vor sich. "50 Prozent sind neu positioniert. Wir müssen die operative Kraft der Geschäfte langfristig weiter stärken. Das Portfolio zu überprüfen - das ist aber ein permanenter Prozess", sagte Peter Löscher der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" in einem Interview.

Dabei hat Löscher zunächst vor allem die Reste der früheren Telekommunikations-Sparte im Auge. "In der Kommunikationstechnik ist bei Enterprise Networks klar kommuniziert, das Portfolioveränderungen anstehen. Davon abgesehen gehören die Gigaset-Telefone zu unserem Portfolio. Das ist ein eigenständiges, erfolgreiches Geschäft." Die Telefonsparte SHC wäre nach dem geplanten Verkauf des Telefonanlagensegments SEN das letzte verbleibende Telekommunikationsgeschäft von Siemens. Mit einer Trennung von SHC, die Branchenkenner spätestens im Oktober 2009 erwarten, gibt Siemens sein letztes Geschäft mit Privatkunden auf.

Siemens gliedert teilweise Automationsgeschäft aus

An einer anderen Stelle des Unternehmens treibt Löscher die Neuausrichtung voran. Das Geschäft mit Elektronik-Bestückungsautomaten (Electronics Assembly) werde in eine Tochterfirma ausgegliedert, die künftig eigenständig am Markt auftreten soll, sagte ein Sprecher am Mittwoch und bestätigte damit einen Vorabbericht der "Süddeutschen Zeitung". Das gilt als Vorstufe zu einem Verkauf.

In der Sparte sind mehr als 2000 Mitarbeiter beschäftigt, gut die Hälfte davon arbeitet an den deutschen Standorten München und Bruchsal. Sie stellen Maschinen her, die vor allem elektronische Komponenten automatisch auf Leiterplatten setzen. Das Geschäft, bei dem Siemens vor allem mit asiatischen Firmen wie der japanischen Matsushita konkurriert, gehört zu den Vorzeigesparten des früheren Automatisierungsbereichs A&D.

Löscher schloss in der "FAZ" auch Veränderungen in der IT-Sparte SIS nicht aus, die sein Vorgänger Klaus Kleinfeld nach langem Zögern und einer Umstrukturierung behielt. Auf die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, in der Informationstechnologie und der Finanzsparte SFS mit Dritten zusammenzuarbeiten, statt diese Querschnittsfunktionen selbst zu unterhalten, sagte er: "Solche Fragen stellen sich ganz generell für alle Geschäftsaktivitäten und sind Thema jeder Unternehmensentwicklung bei uns wie in jedem anderen Unternehmen."

Verhandlungen über SEN nach Ostern

In der kommenden Woche sollen die Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite über die konkrete Umsetzung der anstehenden umfassenden Restrukturierung bei der Tochter Siemens Enterprise Network (SEN). "Die Verhandlungen sind für die gesamte Woche nach Ostern angesetzt", sagte Franz Tölle Gewerkschaftssekretär und Betreuer des SEN-Gesamtbetriebsrats bei der IG Metall.

"Es wäre natürlich begrüßenswert, wenn in den Verhandlungen in der kommenden Woche bereits eine Einigung erzielt werden könnte, dieses ist aber nicht garantiert." Zumindest die Verständigung auf die wesentlichen Eckpunkte sei aber auch nicht ausgeschlossen, so Tölle weiter.
Hauptverhandlungspunkte aus Arbeitnehmersicht sind die Instrumente, mit denen den von den Restrukturierungen betroffenen Mitarbeiter berufliche Perspektiven geboten werden können. Dazu gehören den Angaben zufolge Umschulungsmaßnahmen ebenso wie die Ausgestaltung möglicher Transfergesellschaften. "Natürlich steht auch das Volumen der geplanten Stellenstreichungen nach wie vor auf der Agenda", so Tölle.

Partnersuche bei SEN dauert an

Eine Siemens-Sprecherin verwies auf Nachfrage darauf, dass das Unternehmen seit der Bekanntgabe im Wirtschaftsausschuss im Dialog mit den Arbeitnehmern stehe. Ob es in der kommenden Woche bereits zu einer grundsätzlichen Einigung kommen könnte, wollte die Sprecherin kommentieren.
Siemens hatte für SEN ein umfassendes Restrukturierungsprogramm angekündigt. Mit rund 6.800 Mitarbeitern weniger soll nun nach über einjähriger Suche ein neuer Partner für das derzeit schwierige Geschäft mit Kommunikationsanlagen für Unternehmen gefunden werden.

3.800 Stellen sollen insgesamt weltweit gestrichen werden, weitere 3.000 ausgelagert werden. Bis zu 2.000 der geplanten Stellenstreichungen entfallen dabei auf deutsche Standorte. Dies soll in Deutschland "in erster Linie das Stammhaus von SEN sowie weitere Verwaltungs- und Supportfunktionen betreffen".
1.200 Stellenstreichungen seien bereits identifiziert, weitere 800 könnten noch hinzu kommen, so Siemens. Von den 3.000 Stellen, die "durch geplante Verkäufe oder Lösungen mit Dritten" verlagert werden sollen, befinden sich etwa 1.200 in Deutschland. Insgesamt hat SEN derzeit weltweit noch rund 17.500 Mitarbeiter.

Quelle: ntv.de

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