Interesse an Hapag-Lloyd Hamburg engagiert sich
20.05.2008, 15:05 UhrDie Stadt Hamburg engagiert sich aktiv für eine "Hamburger Lösung" für die zum Verkauf stehende Containerreederei Hapag-Lloyd. Dazu werde sich die Stadt mit einem Betrag von zunächst 200.000 Euro an einer GmbH beteiligen, die ein Konsortium aus Hamburger Investoren zusammenbringen will, teilte Finanzsenator Michael Freytag (CDU) mit. Eine direkte Beteiligung an Hapag-Lloyd sei damit nicht verbunden, aber in einem zweiten Schritt nicht auszuschließen. Den Großteil des Kaufpreises, der bis zu fünf Mrd. Euro betragen könne, müssten jedoch private Investoren aufbringen. Wegen des großen Finanzvolumens könne die Stadt nicht selbst die maßgebliche Rolle spielen und das sei auch keine staatliche Aufgabe. Hamburg wolle ein Signal setzen, dass die Politik hinter den Bemühungen stehe, sagte Freytag. Hapag-Lloyd ist die nach Kapazität fünftgrößte Reederei der Welt in der Containerschifffahrt, mit Hauptsitz in Hamburg. Von den mehr als 8.000 Beschäftigten weltweit arbeitet rund ein Viertel in der Hansestadt.
Unterdessen hat die Gruppe um den Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne, den Privatbanker Christian Olearius und Hamburgs Ex-Finanzsenator Wolfgang Peiner nach eigenen Aussagen bereits ausreichend viele Geldgeber für den Kauf der Reederei beisammen. "Wir haben genügend Interessenten und wir haben genügend Geld. Von uns aus kann es losgehen", sagte Peiner der "Financial Times Deutschland". Die Gruppe warte jetzt auf den Versand der Verkaufsunterlagen durch den Hapag-Lloyd-Mutterkonzern Tui. "Wir rechen damit Mitte Juni", sagte Peiner. Wie groß die Gruppe der Investoren inzwischen ist und wie viel Geld sie im Maximalfall aufbringen kann, wollte Peiner nicht sagen. Da es noch keine Unterlagen von Tui gebe, sei auch noch nicht klar, wie der Konzern den Verkauf gestalten wolle. Wenn es dazu Details gebe, werde man auch die Details der Finanzierung festzurren. "Wir sind bereit", sagte Peiner.
Fredriksen setzte sich durch
Die Hansestadt hatte sich schon mehrfach in Krisensituationen bei wichtigen Hamburger Unternehmen engagiert, so bei Beiersdorf und der Norddeutschen Affinerie. Im Fall Hapag-Lloyd wird sich Hamburg über die Beteiligungsgesellschaft HGV mit 20 Prozent am Kapital einer GmbH beteiligen, die als Komplementärin einer GmbH & Co KG dient. Das Kommanditkapital der KG, an der Hamburg nicht beteiligt ist, wird zunächst zehn Mio. Euro betragen und jeweils zur Hälfte von der Kühne-Holding und dem Bankhaus M.M. Warburg eingezahlt.
Der Tanker-Reeder und Tui-Großaktionär John Fredriksen hatte zusammen mit anderen Kritikern Anfang des Jahres eine Abspaltung der Schifffahrtstochter bei dem Reisekonzern durchgesetzt. Der Verkauf von Hapag-Lloyd soll noch in diesem Jahr über die Bühne gehen. Neben den Hamburger Kaufleuten hatte auch die Reederei Neptune Orient Lines (NOL) aus Singapur Interesse angemeldet. NOL-Chef Thomas Held hatte im April am Rande der Tui-Hauptversammlung betont, die Reederei wolle eine aktive Rolle bei der Konsolidierung der Schifffahrtsbranche spielen. Deshalb müsse man sich auch Hapag-Lloyd anschauen. Als nächstes sei aber Tui am Zug. "Wir müssen sehen, was als nächstes in Deutschland geschieht", sagte Held. Aus Sicht von Branchenexperten wäre ein Zusammenschluss der auf Transatlantik- und Europa-Asien-Routen spezialisierten Hapag-Lloyd mit der vor allem im Pazifik fahrenden NOL sinnvoll.
NOL ohne Konkurrenz
Ein Gebot der Hamburger ist allerdings nur dann erfolgsversprechend, sofern NOL nicht antritt. Denn hinter der Reederei steht Singapurs Staatsfonds Temasek, der problemlos Milliardensummen aufbringen und die Hamburger in einem Bieterverfahren locker ausstechen kann. Andere große Reedereien werden höchstwahrscheinlich kein Gebot für Hapag-Lloyd abgeben: Branchenführer Maersk verdaut noch die Übernahme von P&O, die Nummer zwei und drei, MSC und CMA, haben in den vergangenen Jahren bereits viel Geld für eine massive Expansion ausgegeben. Den großen chinesischen und taiwanesischen Reedereien wird Desinteresse an den Hamburgern nachgesagt. Spannend bleibt die Rolle von Fredriksen. Der Tankerkönig könnte durchaus Interesse an einer Container-Reederei haben. Bereits vor einiger Zeit war der Norweger bei einer ostasiatischen Reederei engagiert - er zog sich dort allerdings wieder zurück, weil ihm ein Aufstocken seiner Anteile verwehrt wurde.
Quelle: ntv.de