Heuschrecken im Vereinsheim Hannover 96 droht der DFL
17.08.2008, 12:20 UhrDie Kontroverse in der Fußball-Bundesliga um die Öffnung für den internationalen Kapitalmarkt geht in die nächste Runde. Vorstandschef Martin Kind von Hannover 96 hat seine wiederholte Forderung nach Abschaffung der sogenannten 50+1-Regel im deutschen Profi-Fußball nun mit der Möglichkeit einer Klage gegen die Deutsche Fußball-Liga (DFL) verbunden.
DFL-Vizepräsident und Schalke- Geschäftsführer Peter Peters lehnt dies aber ab. "Ich bin klar gegen eine weitere Aufweichung. Dieser Schritt wäre unumkehrbar", sagte Peters. Die bestehenden Regelungen seien ausreichend. "Wir müssen die konkreten Vorschläge von Herrn Kind abwarten. Die können wir dann in der Liga diskutieren."
Die 50+1-Regel besagt, dass die Fußball-Clubs eine Aktienmehrheit an ausgegliederten Spielbetriebs-Gesellschaften behalten müssen. Kind hält dies für überholt und verspricht sich von der Abschaffung der Regel eine verbesserte Konkurrenzsituation für die Bundesligisten im internationalen Vergleich. "Das Anforderungsprofil an einen Profi-Club hat sich fundamental verändert. Wir sprechen hier über mittlere bis große mittelständische Unternehmen. Wichtig ist doch: Jeder Verein könnte dann doch immer noch selbst entscheiden, ob er Anteile verkauft oder nicht", sagte Kind.
Mentalit ätsfragen
Laut Peters entspräche eine totale Übernahme durch Investoren "nicht der Mentalität in Deutschland. Wir wollen weiterhin Fußball für die Fans machen." Schalke als eingetragener Verein habe bewiesen, dass "man keine Kapitalgesellschaft sein muss und auch unter den bestehenden Rahmenbedingungen in die europäische Spitze vorstoßen kann." England sei in diesem Punkt ein mahnendes Beispiel. "Dort ist die Identität der Vereine zum Teil verloren gegangen. Ich habe noch keinen Fußball-Fan getroffen, der die Übernahme seines Clubs gut fand", betonte Peters.
Für eine Abschaffung der Regel wäre jeweils eine Zweidrittel-Mehrheit der Mitgliederversammlungen des Ligaverbandes und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) notwendig. Kind geht davon aus, dass noch in diesem Jahr eine Entscheidung fällt. Sollte die Regel bestehen bleiben, äußerte er die Möglichkeit einer Klage gegen die DFL: "Mit unserem Verein wollen wir alles im Konsens regeln. Aber die Möglichkeit einer Klage gibt es natürlich."
Geldgeber mit Vereinsbindung
Zuletzt hatte Kind Unterstützung durch Dietmar Hopp erhalten. Der milliardenschwere Mäzen von Aufsteiger 1899 Hoffenheim hält derzeit 49 Prozent der Spielbetriebs-GmbH Hoffenheims.
Dagegen bekräftige Manager Dieter Hoeneß von Hertha BSC seine Ablehnung gegen einen mehrheitlichen Investor-Einstieg. "Eine Übernahme von Hertha ist undenkbar", sagte er. Hoeneß schloss ein generelles Investment eines "strategischen Partners" aber nicht aus: "Es muss zusammen passen, wem man vielleicht 30 Prozent Anteile verkauft."
Auch der Manager von Branchenprimus Bayern München, Uli Hoeneß, gilt als vehementer Befürworter der 50+1-Regel. Dennoch hat der Bruder des Hertha-Managers 2002 zehn Prozent der Anteile der Bayern München AG an Adidas verkauft.
Quelle: ntv.de