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Wieviel Öl wird es geben? IEA korrigiert Prognose

Die Internationale Energieagentur (IEA) wird einem Pressebericht zufolge ihre Prognose für die globale Ölförderung bis 2030 senken. Derzeit beurteile die IEA in einer umfassenden Erhebung die Situation auf den 400 größten Erdölfeldern der Welt, berichtet das "Wall Street Journal" in seiner Donnerstagausgabe. Das Ergebnis solle erst im November veröffentlicht werden, aber die Tendenz stehe bereits fest: Die künftige Verfügbarkeit von Erdöl werde viel geringer sein als bislang angenommen.

Damit bestätigen die IEA-Analysten im Ansatz das Ergebnis einer Studie unabhängiger Energieexperten. In einer am Mittwoch veröffentlichten Studie hatten Wissenschaftler der Energy Watch Group (EWG) einzelne Angaben zu Förderdaten und verfügbaren Vorkommen zusammengerechnet. Dabei waren zum Teil erhebliche Abweichungen zu den bisher angegebenen Ölreserven zu Tage getreten. Die EWG-Experten gehen davon aus, dass die Ölbranche das weltweite Fördermaximum bereits 2006 überschritten hat. Künftig sei nicht mehr mit einer Ausweitung des Angebots zu rechnen. Viele der großen Ölvorkommen seien erschöpft. Die jährliche geförderte Ölmenge werde trotz bislang noch nicht erschlossener Felder künftig zurückgehen.

Bisher ging die IEA davon aus, dass die Förderung von derzeit 87 Mio. Barrel pro Tag (bpd) bis 2030 auf 116 Mio. bpd gesteigert werden kann. In ihrer neuen Prognose dürfte die IEA diese Schätzung aber auf rund 100 Mio. bpd senken, schreibt das "WSJ". Grund dafür seien nach IEA-Einschätzung fehlende Investitionen in die Ölförderung. EWG-Experten prognostizieren dagegen einen deutlichen Rückgang der Fördermenge.

Der Ölpreis hat in den vergangenen Wochen und Monaten immer neue Höchstmarken erklommen. Am Donnerstag überschritt der Preis erstmals die Marke von 135 Dollar je Barrel (159 Liter). Die IEA tritt als branchen-unabhängige Agentur auf, die die Energiepolitik der 30 Industriestaaten koordiniert, die sich zur Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zusammengeschlossen haben.

Bereits Anfang April hatte ein IEA-Sprecher mit ungewöhnlich deutlichen Worten vor einer weltweiten Krise bei der Ölversorgung gewarnt. "Wir sind der Ansicht, dass die Ölproduzenten ihre Fördermenge bedeutend erhöhen müssten, wir sind uns aber nicht sicher, dass sie es tun werden oder können", hatte IEA-Chefökonom Fatih Birol gegenüber der Zeitschrift "Internationale Politik" erklärt.

Alarmstimmung in der Wirtschaft

Nach Ansicht der deutschen Industrie wird der Ölpreisanstieg zunehmend zu einer Gefahr für das Wirtschaftswachstum in Deutschland. Zwar seien die Auftragsbücher noch gut gefüllt, sagte der Konjunkturexperte des Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI), Matthias Krämer, der "Berliner Zeitung" (Donnerstagausgabe). Auch die Produktion sei für die nächsten Monate gesichert.

"Es ist jedoch die Gemengelage von steigenden Ölpreisen, starkem Euro, nachlassender US-Konjunktur und Finanzkrise, die den Unternehmen zunehmend zu schaffen macht", sagte er. Darüber hinaus belasteten steigende Ölpreise den Konsum.

Krisengipfel gefordert

Angesichts immer neuer Rekordpreise für Rohöl und Kraftstoff fordert die Bundestagsfraktion der Grünen unterdessen einen Krisengipfel der internationalen Gemeinschaft. Durch die drohenden Versorgungsengpässe sei dringender Handlungsbedarf gegeben, sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Bärbel Höhn der "Bild"-Zeitung.

"Das Problem lässt sich nur international lösen", sagte sie. "Wir brauchen einen Gipfel, um gemeinsam die Nachfrage zu senken und die Spekulation in den Griff zu bekommen." Rund ein Drittel des Ölpreises gehe ihrer Ansicht nach auf Spekulanten zurück, die die Nachfrage künstlich nach oben trieben, meinte Höhn. Weiteres Ziel einer konzertierten Aktion müsse es sein, unabhängiger von fossilen Rohstoffen zu werden.

Quelle: ntv.de

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