Acht Prozent für 3,6 Mio. IG Metall bleibt hart
23.09.2008, 10:33 UhrMit der höchsten Forderung seit 16 Jahren geht die IG Metall in die Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie. Die Gewerkschaft verlangt für die rund 3,6 Mio. Beschäftigten in der Leitbranche der deutsche Industrie 8,0 Prozent mehr Lohn und Gehalt, wie Gewerkschaftschef Berthold Huber erklärte. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen.
Zuletzt hatte die Gewerkschaft im Jahr 1992 mit 9,5 Prozent eine höhere Forderung aufgestellt. Huber begründete die aktuelle Zahl mit Preissteigerungen, Produktivitätsfortschritten und einem so genannten Gerechtigkeitsausgleich. Managergehälter und Unternehmensgewinne seien überproportional angestiegen, während die Arbeiter nicht an dem Aufschwung teilhätten und in der Folge auch der private Verbrauch nicht angesprungen sei.
Huber hatte bereits im Vorfeld klar gemacht, dass mit der höheren Forderung auch ein höherer Abschluss verbunden sein müsse als im Vorjahr. Damals hatte die IG Metall ein Plus von 6,5 Prozent für zwölf Monate verlangt und 4,1 Prozent erhalten. In einer zweiten Stufe gab es einen Zuschlag von 1,7 Prozent. In beiden Stufen wurden zudem Einmalzahlungen vereinbart.
Finanzkrise kein Grund
In der aktuellen Finanzkrise sieht der IG-Metall-Chef Huber keinen Grund, die hohe Lohnforderung für die Metall- und Elektrobranche zu reduzieren. Die von den Bezirken aufgestellte Forderung von acht Prozent mehr Lohn sei weiter angemessen, hatte Huber unmittelbar vor der Sitzung des Bundesvorstands gesagt, auf der die bundesweite Forderung beschlossen wurde.
Bislang könne noch niemand abschätzen, wie sich die Finanzkrise auf die Realwirtschaft auswirken werde. "Es kann ja nicht sein, dass hier die Banken spekulieren und Finanzhaie spekulieren über alle Maßen hinweg, und am Ende müssen die einfachen Leute wieder die Zeche bezahlen", sagte Huber.
Auch seiner Gewerkschaft wäre es lieber, wenn es die Finanzkrise nicht gäbe. "Trotzdem verlangen wir, dass die Arbeitnehmer gerecht beteiligt werden und fair beteiligt werden", sagte der Gewerkschaftschef.
Kannegie ßer: "Nicht alle Tassen im Schrank"
Die Metall- und Elektroindustrie stehe glänzend da, davon müssten die Arbeitnehmer etwas abbekommen. Zum Argument der Arbeitgeber, 2009 werde die Entwicklung nicht so positiv sein wie in den vergangenen Jahren, sagte Huber, er warne davor, das kommende Jahr aus Gewinninteressen schlechtzureden.
Gesamtmetall-Chef Martin Kannegiesser hat die Gewerkschaft wegen ihrer Forderung frontal attackiert: "Die IG Metall hat nicht alle Tassen im Schrank", sagte er der "Stuttgarter Zeitung". Die Gewerkschaft begründe nur die Hälfte ihrer Forderung mit Fakten, die andere Hälfte werde mit Gefühlen gerechtfertigt, sagte Kannegiesser.
Quelle: ntv.de