Anleger flüchten IKB, das Fass ohne Boden
11.02.2008, 17:05 UhrDie Hiobsbotschaften aus Düsseldorf reißen nicht ab. Erst Ende November war für die angeschlagene Mittelstandsbank IKB ein Rettungspaket geschnürt worden. Doch müssen die staatliche KfW Bankengruppe als IKB-Großaktionärin und private Banken nun erneut Milliardenhilfen organisieren. Es wäre die dritte Finanzspritze seit Bekanntwerden der Krise im Juli. Von bis zu zwei Milliarden Euro ist die Rede, um das Überleben der IKB zu sichern, die sich am US-Hypothekenmarkt massiv verspekuliert hatte. Der unmittelbare Liquiditätsbedarf soll geringer sein.
Allein will die KfW, die bisher mit Abstand den Großteil der Garantien geschultert hat, das neuerliche Loch nicht stopfen. Eine Insolvenz des Instituts wäre billiger als weitere Milliardenhilfen, wird in Bankenkreisen schon geunkt. Für den Finanzplatz wäre eine Pleite aber ein verheerendes Signal, mahnt nicht nur die Politik. Seit Tagen jagt ein Krisentreffen das nächste.
Hinter dem aktuellen Höhepunkt der IKB-Krise steckt eine Neubewertung problembehafteter und besonders ausfallgefährdeter Wertpapiere. Denn mittlerweile liefern sich die Rating-Agenturen, die noch vor Monaten die hoch spekulativen Finanzkonstrukte mit besten Bonitätsnoten und geringsten Ausfallrisiken bewerteten, einen Wettlauf nach unten. Die drastischen Abschreibungen sind zwar "nur" Buchverluste. Aber der Wertabfall schlägt auch in der Bilanz beim Eigenkapital zu Buche.
Fünf Milliarden von der KfW
Die deutsche Kreditwirtschaft - das sind neben der KfW auch Sparkassen, Genossenschafts- und Privatbanken - hat der IKB bisher schon mit gut sechs Milliarden Euro unter die Arme gegriffen. Fast fünf Milliarden davon trägt allein die staatliche KfW, die 38 Prozent der IKB-Anteile hält. Der mit 5,3 Milliarden Euro gefüllte KfW-Fonds für allgemeine Bankrisiken ist durch das Debakel der IKB aber nahezu aufgezehrt. Die Schmerzgrenze ist erreicht. Müsste die KfW nochmals einspringen, könnte das Fördergeschäft der KfW gefährdet sein. Das sieht das Finanzministerium derzeit nicht. "Die Förderfähigkeit steht aktuell nicht zur Disposition", beschwichtigte ein Sprecher.
Die privaten Banken sperren sich bisher gegen weitere Hilfen, die Sparkassen haben im eigenen Lager mit den Milliarden-Schieflagen der Landesbanken zu tun. Im Falle einer IKB-Insolvenz müsste aber der Einlagensicherungsfonds der privaten Banken greifen. Nicht ausgeschlossen wird in Finanzkreisen, dass sich der Bund doch an einem Rettungspaket beteiligt - ohne aber den Haushalt zusätzlich zu belasten. So könnte sich der Bund das Geld über Erlöse aus einem Verkauf des von der KfW gehaltenen IKB-Anteils zurückholen.
IKB-Papiere im freien Fall
Wie begehrt die IKB-Papiere überhaupt sind, wird sich zeigen. Bis Mitte Februar können Investoren Interesse bekunden und Preisvorstellungen abgeben. Um die Braut hübsch zu machen, könnte die IKB aufgeteilt werden - in ein gesundes Mittelstandsgeschäft und in den risikobeladenen Teil. Die Anleger haben längst die Geduld verloren. An der Börse sackten IKB-Aktien am Montag zeitweise um über 22 Prozent auf unter fünf Euro ab. Vor einem Jahr kosteten die Papiere mehr als 33 Euro - ein gigantischer Wertverlust.
Branchenexperte Martin Faust glaubt, dass alle Bankengruppen ein Interesse haben, dass es nicht zur IKB-Insolvenz kommt. Das Vertrauen in die Branche würde damit erschüttert. "Am Ende ist es der Bund, der das ausbaden muss - und damit der Steuerzahler", ist der Frankfurter Bankenprofessor überzeugt. Einige Experten glauben schon jetzt zu wissen, dass durch hohe Abschreibungen deutscher Kreditinstitute und damit geringere Banken-Gewinne die Steuereinnahmen des Staates um sechs Milliarden niedriger ausfallen könnten. Im Finanzministerium hält man solche frühen Berechnungen für "dummes Zeug". Die Auswirkungen stünden schlicht noch nicht fest.
Quelle: ntv.de