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Aus für Aufsichtsratschef? IKB in Vertrauenskrise

Trotz des milliardenschweren Rettungspaktes für die in Schieflage geratene IKB haben Investoren kein Vertrauen mehr in die Bank. Anleger flüchteten am Donnerstag massenhaft aus der IKB-Aktie und rissen den Kurs des im MDax notierten Papiers zeitweise um mehr als 40 Prozent nach unten. Der Börsenwert der Bank hat sich innerhalb einer Woche halbiert.

Die Krise der Mittelstandsbank hat nach der Ablösung von Vorstandschef Ortseifen weitere personelle Konequenzen: Finanzkreisen zufolge soll die IKB einen neuen Aufsichtsratschef bekommen. Ulrich Hartmann werde seinen Posten abgeben, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Nachfolger soll offenbar sein Stellvertreter und KfW-Vorstandsmitglied Detlef Leinberger werden. Die IKB kündigte derweil an, den Geschäftsführer der IKB Credit Asset Management, Winfried Reinke, entlassen zu haben. Zudem verschob sie die für den 30. August vorgesehene Hauptversammlung in das vierte Quartal. Der Vorstand beauftragte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC mit einer Sonderprüfung.

Rettungspaket geschnürt

Die staatliche Förderbank KfW und die deutschen Banken haben sich am Wochenende bereit erklärt, bis zu 3,5 Mrd. Euro von etwaigen Verluste der IKB aufzufangen, wie erst am Donnerstag bekannt wurde. Die zur Verfügung gestellten Garantien decken Finanzkreisen zufolge aber nur ein Fünftel des spekulativen Engagements der IKB im US-Hypothekenmarkt ab. Dem zufolge wäre die IKB mit rund 17,5 Mrd. Euro im Markt für zweitklassige US-Hypotheken engagiert. Doch noch ist unklar, wie viel die Mittelstandsbank am Ende tatsächlich zu schultern hat. Die 3,5 Mrd. Euro seien ein hypothetischer Wert, der bei der Abwicklung des US-Engagements entstehen könnte, hieß es in Finanzkreisen.

Davon entfällt eine Mrd. Euro auf risikobehaftete Positionen in der IKB-Bilanz. Der Rest sind Risiken aus dem betroffenen Fonds "Rhineland Funding", der sich in den USA mit zweitklassigen Immobiliendarlehen verspekuliert hat. Mit ihren Reserven von mehr als zwölf Milliarden Euro sehe sich die IKB aber in der Lage, den Liquiditätsbedarf für die nächsten zwölf Monate zu decken, betonte der IKB-Vorstand.

In Finanzkreisen hieß es, die IKB solle ihre spekulativen Investments abbauen und sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Eigentlich ist sie auf die Finanzierung deutscher Mittelständler spezialisiert, betreut aber seit seit sechs Jahren den US-Fonds "Rhineland Funding". Weil sich in den USA seit geraumer Zeit Kreditausfälle häufen, wurden Investoren nervös, der Fonds konnte seine Refinanzierung nicht mehr gewährleisten. Die KfW hat der IKB deshalb - unabhängig von der Abschirmung gegen die Verluste - eine Kreditlinie von 8,1 Mrd. Euro eingeräumt und damit deren Bonität gesichert.

Deutsche Bank soll Rettungsaktion ausgelöst haben

Auslöser der von IKB, KfW, dem Bundesfinanzministerium sowie Banken- und Verbandsvertretern vereinbarten Rettungsaktion war Finanzkreisen zufolge die Deutsche Bank. Diese habe die Risiken bei der IKB erkannt und eine Kreditlinie gekündigt, sagte ein Insider. "Allerdings ist der Deutschen Bank eher zu danken. Dadurch wurden die Probleme erkannt und es konnte schnell gehandelt werden", fügte er hinzu.

Einem Bericht der Zeitung "Die Welt" zufolge werden aus dem Aufsichtsrat der IKB schwere Vorwürfe gegen das Management laut. Der infolge der Schieflage abgetretene IKB-Chef Stefan Ortseifen habe noch kurz vor der entscheidenden Aufsichtsratssitzung nicht über die Probleme informiert. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete vorab aus der Freitagausgabe, der IKB-Aufsichtsrat und die KfW prüften, ob strafrechtlich gegen den Vorstand ermittelt werden müssen. IKB und KfW kommentierten das nicht.

Dimension schockt Börsianer

Börsianer zeigten sich geschockt über die Höhe der bei der IKB drohenden Verluste und kritisierten die schleppende Informationspolitik der Düsseldorfer Bank. "Das liegt jenseits meiner Vorstellungskraft, diesen Umfang hat wohl auch niemand erwartet", sagte ein Händler. LBBW-Analyst Olaf Kayser monierte: "Die Informationen seitens der IKB tendieren gegen Null." Nun stelle sich die Frage einer Kapitalerhöhung.

Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) und die Bundesbank versuchten verunsicherte Anleger zu beschwichtigen. Spekulationen über eine drohende Bankenkrise seien "völlig aus der Luft gegriffen", erklärte der Geschäftsführer des BdB, Manfred Weber. Bundesbank-Präsident Axel Weber bekräftigte, das Engagement deutscher Kreditinstitute am US-Immobilienmarkt sei überschaubar. Ein Vergleich der Lage mit der Bankenkrise von 1931 sei "völlig abwegig".

Von den Garantien für die IKB übernimmt der BdB 500 Mio. Euro. Die KfW als Hauptaktionär der IKB soll Insidern zufolge 2,5 Mrd. Euro tragen. Sparkassen und Landesbanken, Genossenschaftsinstitute und Förderbanken teilen sich die restlichen 500 Mio. Euro. Dort macht sich nun Unmut breit. "Es entstand ein Gruppenzwang, dem man sich nicht entziehen kann", hieß es in Sparkassenkreisen.

Quelle: ntv.de

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