Meldungen

Unbekannte Verluste drohen IWF-Chef pessimistisch

Die Weltwirtschaft wird in diesem Jahr nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) erstmals seit dem zweiten Weltkrieg schrumpfen. Erst im ersten Halbjahr 2010 und damit später als von vielen Regierungen erhofft rechne er mit einem Aufschwung, sagte Strauss-Kahn der "Süddeutschen Zeitung".

Für Europa allein erwarte er ein BIP-Minus von bis zu 2,5 Prozent in 2008. Strauss-Kahn sprach sich für großzügigere Konjunkturprogramme aus. Zudem komme die Stabilisierung der Banken nicht schnell genug voran. In Hinblick auf Deutschland hält er das hiesige Konjunkturprogramm für "in Ordnung". "Aber bei der Bankenrettung muss Deutschland, wie andere Länder auch, viel aggressiver vorgehen."

Die Politik ist gefragt

"Die Weltwirtschaft wird vermutlich schrumpfen, zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg", sagte Strauss-Kahn voraus. Und den Aufschwung im ersten Halbjahr 2010 sehe er auch erst, falls die politischen Reaktionen stimmen. "Das ist der entscheidende Punkt", unterstrich er. Strauss-Kahn führte an, dass der IWF schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt einen Nachfrageschub von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts vorgeschlagen habe. Derzeit seien 1,5 Prozent realisiert, "das ist etwas zu wenig". Entscheidend sei aber, dass die Stabilisierung der Banken zu langsam verlaufe. "Die ganzen Konjunkturprogramme wirken nicht, wenn die Bankenbilanzen nicht gesäubert werden".

Strauss-Kahn warnte vor weiteren Verlusten im Finanzbereich. Ein Teil der Risiken sei noch immer nicht aufgedeckt. Das schaffe erhebliche Verunsicherung. Fest steht nach seinen Worten bislang nur, "es wird eine große Summe werden".

Schwellenländer betroffen

Die aktuelle Krise trifft nach den Worten des IWF-Chefs inzwischen gerade auch die Schwellenländer immer heftiger. Neben dem Rückgang des Welthandels sei dafür verantwortlich, dass die westlichen Banken ihr Kapital von dort zurückholten, besonders aus Osteuropa. "Wenn wir hierfür keine Lösung finden, wird es schlimme Rückwirkungen auf die Industrieländer geben", warnte er. "Die Krise in Osteuropa verschärft sich von Tag zu Tag." Er wisse nicht, ob die Westeuropäer schon bereit seien zu helfen. "Ich weiß nur, dass sie es tun müssen", sagte Strauss-Kahn. Ein Kollaps im Osten würde gerade auch für Deutschland "schreckliche Rückwirkungen" haben.

Im Bankenbereich sei das Kernproblem, die Bilanzen der Institute zu säubern. Dazu gebe es verschiedene Wege. Für bestimmte Banken in bestimmten Ländern könne das die Verstaatlichung sein. Den Europäern warf er schwere Mängel bei den Rettungsbemühungen für die Kreditinstitute vor. Wenn die EU-Finanzminister zusammensäßen, sei man sich immer sehr schnell einig, dass man schnell handeln wolle. Sei man aber dann zu Hause, werde dieser Prozess plötzlich langsam. Die Koordination auf europäischer Ebene sei "richtig schlecht".

Auch mit Blick auf Hilfen für Osteuropas Länder forderte Strauss-Kahn für den IWF zusätzliche Mittel ein. "Der Konsens ist, dass wir unsere Fonds von 250 Milliarden auf mindestens 500 Milliarden Dollar verdoppeln." 100 Milliarden Dollar habe Japan bereits zugesagt, es fehlten aber noch mindestens 150 Milliarden Dollar.

Der IWF rechnet mit einem Rückgang des Welthandels in diesem Jahr um fünf Prozent oder mehr. Selbst diese Zahl, könnte sich als zu konservativ herausstellen, sagte ein IWF-Experte.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen