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Lange Konjunkturkrise Ifo sieht schwarz

Deutschland steht nach Ansicht des Ifo-Instituts vor einem jahrelangen Abschwung. Die Wirtschaftsleistung werde 2009 mit 2,2 Prozent so stark schrumpfen wie seit rund 60 Jahren nicht mehr und auch 2010 sinken, sagte das Münchner Institut in einer am Donnerstag veröffentlichten Prognose voraus. Auch wenn die Finanzkrise allmählich abebbe und die Weltkonjunktur sich bessere, werde das Bruttoinlandsprodukt 2010 noch um 0,2 Prozent zurückgehen.

"Wir müssen uns auf eine schwierige, lang anhaltende Schwächephase gefasst machen", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Die letzte Flaute habe sich von Mitte 2001 bis in das Jahr 2005 gezogen. Entwarnung zu geben, sei deshalb verfrüht.

Investitionen in Infrastruktur gefordert

Sinn, der nicht als Anhänger staatlicher Konjunkturimpulse gilt, plädierte dennoch grundsätzlich für ein Eingreifen der Regierung. Investitionen in die Infrastruktur könnten die Wirtschaft beleben. Die Verschuldung müsse aber im Auge behalten werden. "Jetzt viel auszugeben, ist verfrüht, weil der Tiefpunkt, vor allem am Arbeitsmarkt, noch nicht erreicht ist", schränkte Sinn ein und stützte damit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die CDU-Politikerin sieht sich mit zahlreichen Forderungen konfrontiert, die Rezession und Finanzkrise mit großzügigen Konjunkturprogrammen zu bekämpfen, zögert selbst aber mit weiteren Maßnahmen.

Sinn plädierte für ein rund 25 Mrd. Euro umfassendes Paket im zweiten Halbjahr 2009, wenn sich die Rezession in einer höheren Arbeitslosenzahl von dann rund 3,5 Mio. Menschen niederschlagen dürfte. Derzeit liegt die Arbeitslosenzahl mit drei Mio. auf dem niedrigsten Stand seit 16 Jahren. 2010 dürfte der Stellenabbau weitergehen, so dass im Jahresschnitt die Vier-Millionen-Grenze fast erreicht wird.

Der Ifo-Präsident forderte zudem - wie FDP und CSU - Steuersenkungen. Auch der Solidaritätszuschlag für den Aufbau Ostdeutschlands nach der Wiedervereinigung habe sich überlebt. Dies würde das Nettoeinkommen erhöhen und den Konsum verbessern. Ferner könnte ein Abbau von bürokratischen Hürden Investitionen hervorrufen.

Exporte und Investitionen brechen ein

Deutschland als Exportweltmeister wird laut Ifo nächstes Jahr vor allem unter den rückläufigen Ausfuhren leiden. Bei den Exporten, bisher die treibende Kraft im Aufschwung, erwarten die Forscher infolge der weltweiten Konjunkturkrise einen Einbruch um knapp sechs Prozent. Für den Konsum prognostizieren sie indes ein leichtes Plus. Wegen einer sinkenden Kapazitätsauslastung, einbrechender Gewinnaussichten und der restriktiver werdenden Kreditvergabe durch Banken dürften Firmen ihre Investitionen in Maschinen und Anlagen um satte zehn Prozent drosseln.

Mit seiner Prognose ist das Ifo-Institut skeptischer als viele andere Experten. Zwar erwarten auch das Essener RWI-Institut sowie viele Banken einen scharfen Rückgang der Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr. Für 2010 werden die Aussichten dagegen meist optimistischer gesehen, die Bundesbank erwartet etwa ein Wachstum von 1,2 Prozent.

Keine rasche Erholung der Weltwirtschaft

Die weltwirtschaftliche Abkühlung ist nach ifo-Einschätzung keine kurzfristige Entwicklung. "Mit einer raschen Erholung der Weltwirtschaft ist nicht zu rechnen", heißt es in dem Bericht.

Die Weltwirtschaft werde im Prognosezeitraum 2009/2010 in eine Rezession geraten. Die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) werde sich stark abflachen. Die Experten rechnen 2009 mit einem weltwirtschaftlichen BIP-Anstieg von lediglich 0,3 Prozent und 2010 von 1,4 Prozent. Der Anstieg der Preise werde sich weltweit stark abflachen. Die Stützungsmaßnahmen der Regierungen zahlreicher Länder dürften nach Auffassung der ifo-Experten "angesichts der weltweit desolaten konjunkturellen Lage die wirtschaftliche Talfahrt nur etwas bremsen".

Stabilisierend dürfte aus Sicht der ifo-Konjunkturexperten allein die Entspannung bei den Ölpreisen wirken. Die Münchener Ökonomen erwarten im Prognosezeitraum einen Ölpreis von rund 50 Dollar je Barrel. Der Wechselkurs des Euro werde im Durchschnitt der Jahre 2009 und 2010 bei 1,30 Dollar je Euro liegen. Der Welthandel wächst laut ifo-Prognose im Jahr 2009 um 0,5 Prozent und 2010 um 1,5 Prozent nach 2,2 Prozent im laufenden Jahr.

Für die Prognose der weltwirtschaftlichen Entwicklung wird davon ausgegangen, dass sich die Neukreditvergabe der Banken im Prognosezeitraum wegen der konjunkturellen Abschwächung und der damit verbundenen Verschlechterung der Kreditrisiken deutlich verlangsamt. Es bestehe das Risiko einer breit angelegten Kreditklemme. Die Kreditzinsen werden im kommenden Jahr wegen der Zinssenkungen der Notenbanken zwar weiter sinken, allerdings nur sehr langsam und mit erheblicher zeitlicher Verzögerung zu den Notenbankzinsen.

Quelle: ntv.de

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