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Telekom-Spitzelaffäre Im Geschäft nicht spürbar

Die Deutsche Telekom spürt nach eigener Auskunft bislang keine merkliche Verschärfung des Kundenschwunds durch die Spitzelaffäre. Abschließend ließen sich deren Auswirkungen noch nicht beurteilen, sagte Konzernchef Ren Obermann dem "Spiegel".

"Bei großen Firmenkunden gibt es natürlich Nachfragen. Bei vielen Privatkunden, habe ich den Eindruck, ist das Thema nicht so präsent." Telekom-Vizeaufsichtsratschef und Verdi-Bundesvorstandsmitglied Lothar Schröder sieht "bislang keine Hinweise" auf beschleunigte Kundenverluste, wie ihn das Anlegermagazin "Euro am Sonntag" zitierte.

Die Telekom steht derzeit öffentlich unter Beschuss. Der Konzern hatte eingeräumt, 2005 und möglicherweise auch 2006 Telefondaten ausgewertet zu haben. Nach Informationen aus dem Konzernumfeld ging es hauptsächlich um Kontakte zwischen Aufsichtsräten und Journalisten, wohl aber auch um Kontakte von Managern zu Journalisten. Ziel soll gewesen sein, undichte Stellen zu stopfen, um die Veröffentlichung von Interna zu unterbinden.


Obermann will sich entschuldigen


Persönliche Konsequenzen aus der Spitzelaffäre schließt Telekom-Chef Ren Obermann aus. Zwar stehe er mit dem Konzern zur Zeit "mitten im Feuer", er habe sich aber persönlich nichts vorzuwerfen, sagte Obermann dem "Spiegel". Sollte sich im Laufe der Ermittlungen bestätigen, dass weitere Journalisten, Manager oder Aufsichtsräte bespitzelt wurden, will sich Obermann dem Bericht zufolge "im Namen des Unternehmens" auch bei denen persönlich entschuldigen. "Jetzt nur allgemeine Floskeln vorzubringen, ohne zu wissen, wer eventuell noch betroffen war, macht für mich keinen Sinn", sagte Obermann.

Der Manager verteidigte zudem erneut sein persönliches Vorgehen, nachdem er im August 2007 von einem T-Mobile-Mitarbeiter über einen ersten Datenmissbrauchsfall unterrichtet worden war. Eine Unterrichtung der Staatsanwaltschaft sei nicht notwendig gewesen, weil der Vorstand nach den damaligen Erkenntnissen von einem Einzelfall ausging. Den Vorfall zu veröffentlichen "wäre vielleicht meinem Renommee zuträglich gewesen, hätte der Firma und ihren Mitarbeitern aber massiv geschadet, und wir hätten nicht so schnell Konsequenzen ziehen können", sagte Obermann.

Neue Vorwürfe

Unterdessen gibt es neue Vorwürfe in der Spitzelaffäre. Der Konzern hat der "Wirtschaftswoche" zufolge nicht nur Hacker-Codes und Telefondaten ausgespäht, sondern auch Gespräche abgehört. Dies gehe aus Dokumenten hervor, die dem Magazin vorliegen, heißt es. Ein nach der Abhöraktion verfasster Vermerk eines beteiligten Beamten belege, dass es bei der Operation "Bunny" vor zwölf Jahren nicht nur um die Erfassung von "Steuersignalen" ging, sondern auch um "Nutzdaten", womit Sprache gemeint sei.

"Wir können auf Grundlage der Unterlagen, die uns zur Verfügung stehen, ein Abhören nicht nachvollziehen", sagte Telekom-Sprecher Mark Nierwetberg. "Wir haben die "Wirtschaftswoche" gebeten, die Unterlagen uns oder der Staatsanwaltschaft auszuhändigen. Wir haben kein Interesse, irgendetwas zu verbergen."

Quelle: ntv.de

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