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Kreditkrise schreckt ab Immer weniger Aktionäre

Die Börsenturbulenzen in Folge der weltweiten Kreditmarktkrise haben im vergangenen Jahr zu einer regelrechten Flucht der deutschen Privatanleger aus Aktien geführt. Nur noch rund 3,8 Millionen Deutsche oder 5,8 Prozent der Bevölkerung hielten zum Jahresende direkt Aktien in ihren Depots, wie das Deutsche Aktieninstitut (DAI) auf seiner Jahrespressekonferenz in Frankfurt am Main mitteilte.

Damit liegt die Zahl der direkten Aktionäre niedriger als 1992. Zu Zeiten der Interneteuphorie im Jahr 2000 seien es noch 2,5 Millionen mehr gewesen. "Diese Entwicklung ist vermögens- und gesellschaftspolitisch dramatisch", sagte der Präsident des DAI, Max Dietrich Kley. Wenn sich die Menschen nicht mehr in unternehmerischen Beteiligungen engagierten, würden Renditevorteile der Aktie für den Vermögensaufbau verschenkt. Früher oder später werde zudem das Gespür für wirtschaftliche Zusammenhänge leiden.

Auch im laufenden Jahr werde es bei anhaltendem Auf und Ab an den Börsen nicht besser aussehen. Auch die drohende steuerliche Mehrbelastung Anfang 2009 durch die Abgeltungssteuer sei ein Hemmschuh für die Aktienkultur, sagte Kley.

Dabei hatte es im ersten Halbjahr mit 4,3 Millionen Aktionären noch nach einem guten Jahr für Aktien ausgesehen: Der Dax hatte am 13. Juli mit 8151 Punkten ein Rekordhoch erreicht, bevor er im Zuge der Hypothekenkrise absackte. Im Gesamtjahr legte er dennoch knapp 23 Prozent zu, seit Jahresbeginn 2008 ging es allerdings aus Furcht vor den Folgen der US-Hypothekenkrise knapp 16 Prozent abwärts.

Direktanlagen könnten weiter sinken

Kley betonte, dass die Vertrauenskrise ein "Problem zwischen den Banken" sei und die Realwirtschaft noch nicht erreicht habe. "Die Kette schlechter Nachrichten von einer Vertrauenskrise über eine Kreditkrise bis möglicherweise hin zu einer Ertragskrise der Banken scheint dabei nicht abzureißen", sagte Kley. Das könnte auch in diesem Jahr die Flucht aus Aktien weiter anheizen. "Die drastischen Kurseinbrüche an den internationalen Aktienmärkten Anfang 2008 dürften den Ausstieg deutscher Anleger aus der Aktie forcieren und damit das Direktengagement weiter verringern", hieß es im Jahresbericht des DAI. "Es ist derzeit sicher kein Klima, das viele reizt in den Markt einzusteigen", räumte DAI-Chef Rüdiger von Rosen ein.

Kley forderte politische Gegenmaßnahmen, um die Aktienakzeptanz wieder zu steigern. So solle unter anderem die Mitarbeiterbeteiligung in Unternehmen gefördert werden. Zudem fürchtet das DAI wegen der Abgeltungssteuer einen Wechsel von der Aktien-Direktanlage in andere Anlageformen, da Aktienerträge durch die Steuer besonders stark belastet würden. Die Belastung aus der Abgeltungssteuer müsse auf maximal 20 Prozent gesenkt werden, forderte das DAI. Sollte das nicht erreicht werden, schlägt das Institut unter anderem die Verrechnung der Verluste aus Aktiengeschäften mit sonstigen Kapitalerträgen und eine deutliche Erhöhung des Sparer-Pauschbetrages vor.

Insgesamt hielten laut DAI Ende 2007 nur noch zehn Millionen Deutsche Aktien, entweder direkt oder über Fonds. Das sei der niedrigste Stand seit dem Jahr 2000. Allein im zweiten Halbjahr hätten per saldo rund 400.000 Anleger dem Aktienmarkt den Rücken gekehrt.

Allerdings: Vermögensverwalter bemerken momentan erste Anzeichen eines rückkehrenden Interesses - laut Fondsverband BVI haben Aktienfonds im Februar erstmals wieder Milliarden-Zuflüsse verzeichnet. Neben Aktien und Aktienfonds haben sich zunehmend auch Zertifikate als Anlageklasse etabliert.

Quelle: ntv.de

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