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"Abnormales Niveau" Inflation sorgt Notenbanker

Im Kampf gegen die Inflation bleiben die Notenbanken trotz jüngst gesunkener Ölpreise weltweit auf der Hut. "Wir sind uns alle einig, dass die solide Verankerung der Inflationserwartungen im gegenwärtigen Umfeld weltweit nötig ist", sagte EZB-Chef Jean-Claude Trichet auf dem Weltwirtschaftstreffen der Notenbankgouverneure in der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel. Die Inflation sei weltweit hoch, sagte Trichet, der das Treffen von Zentralbankern aus Industrie- und Schwellenländern leitete.

Die Rohstoffpreise hätten die Verbraucherpreise auf ein "abnormales Niveau" getrieben. Auch wenn der Ölpreis seit dem Hochsommer bröckele, so liege er doch deutlich höher als 2007. Es gelte zudem, eine Lohn-Preis-Spirale zu verhindern. "Wachsamkeit ist wesentlich", sagte Trichet. Bei Bedarf müsse auch gehandelt werden.

Das weltweite Wachstum schwäche sich zwar ab, bleibe aber signifikant, fügte der EZB-Präsident hinzu. Nach der Schwächephase sei mit einer baldigen Erholung zu rechnen. Auch die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit der Schwellenländer trage dazu bei, dass die Weltkonjunktur sich insgesamt als robuster erweise, sagte Trichet.

Stark sieht Risiken

Die Konjunktur in der Euro-Zone wird allerdings nach Ansicht von EZB-Ratsmitglied Jürgen Stark im dritten Quartal an Fahrt verlieren. Im nächsten Jahr werde sich wohl wieder eine leichte Erholung einstellen, sagte Stark im dänischen Nyborg. Gefahren lauerten jedoch, falls die Energie- und Nahrungsmittelpreise wieder anziehen sollten. "Risiken erwachsen auch aus möglicherweise zusätzlich auftauchenden Spannungen an den Finanzmärkten, die die Realwirtschaft noch härter treffen könnten", warnte Stark. Nach Ansicht seines Ratskollegen Nout Wellink kann sich die Finanzkrise noch mehrere Jahre hinziehen.

Die EZB hatte im Juli trotz der Finanzkrise und einer sich abzeichnenden wirtschaftlichen Abkühlung die Zinsen erhöht und sie seither konstant bei 4,25 Prozent gehalten. Die Märkte rechnen wegen des anhaltend hohen Inflationsdrucks für dieses Jahr nicht mehr mit einer Senkung. Frühestens Anfang nächsten Jahres könne es bei fallendem Preisdruck zu einer Lockerung kommen, meinen viele Experten. Die EZB lässt sich nicht in die Karten blicken und verweist stets darauf, dass sie sich bei den Zinsen niemals vorab festlege.

In den USA hat sich die Notenbank Fed in der Vergangenheit wegen der Finanzkrise zu einer raschen Folge von Zinssenkungen entschlossen, so dass der Leitzins mit zwei Prozent mittlerweile nicht einmal halb so hoch liegt wie jenseits des Atlantiks. Dennoch sieht sich auch die US-Notenbank mit ihrer Politik des billigen Geldes mit steigenden Inflationsgefahren konfrontiert: Angeheizt von der rasanten Teuerung bei Energie sind die Verbraucherpreise in den USA so stark gestiegen wie seit Januar 1991 nicht mehr. Zugleich verdüstert sich die Lage am Arbeitsmarkt immer stärker. Die Arbeitslosenquote ist mittlerweile so hoch wie seit rund fünf Jahren nicht mehr. Am Markt wird daher bereits darüber spekuliert, dass die Fed den Zinssatz in der Zukunft noch weiter senken könnte, falls der Preisdruck nachlassen sollte.

Quelle: ntv.de

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