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Prognose für 2008 Inflation über zwei Prozent

Bundesbankpräsident und EZB-Ratsmitglied Axel Weber geht davon aus, dass die Inflation im Euroraum im Durchschnitt dieses Jahres deutlich über der Stabilitätsmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von knapp 2% liegen wird. "Im gesamten Jahresverlauf 2008 dürfte die Inflationsrate nicht unter die 2%-Marke fallen", zeigte sich Weber am Donnerstag beim einem Vortrag an der Universität Siegen skeptisch über die Preisperspektiven in diesem Jahr.

Gleichzeitig war Weber aber zuversichtlich, dass die Wirtschaft des Euroraums - ungeachtet zahlreicher Belastungsfaktoren - in diesem Jahr keinen größeren Einbruch erleiden wird. "Das reale Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr in etwa mit oder knapp unter dem Potenzialtrend wachsen", sagte Weber, der im EZB-Rat zu den geldpolitischen "Falken" gezählt wird. Das Potenzialwachstum der Euroraum-Wirtschaft wird bei etwa 2% gesehen. 2007 war die Region um 2,7% gewachsen.

Preisstabilit ät hat Priorität

Dennoch räumte Weber ein, dass es konjunkturelle Abwärtsrisiken gebe; zum Teil hätten sich diese bereits materialisiert. Andererseits hob er jedoch die Aufwärtsrisiken für die Preisentwicklung hervor und unterstrich, "dass das Eurosystem dem Ziel der Preisstabilität Priorität einzuräumen hat".
Weber erklärte, dass dieses Ziel der Preisstabilität in mittelfristiger Perspektive verfolgt werde. "Vorübergehend erhöhte Preissteigerungsraten in Folge von Angebotsschocks, wie wir sie jetzt bei Energie und Nahrungsmitteln gesehen haben, oder durch Steuererhöhungen, erfordern keine geldpolitische Reaktion, zumal sie sich auch nicht adäquat verhindern lassen", erklärte Weber weiter. Dagegen sei Zweitrundeneffekten "umso entschiedener entgegenzutreten", da sie die Rückkehr in den Stabilitätsbereich hinauszögerten.

Ein Signal, geldpolitisch zu handeln, wäre Weber zufolge auch ein Anstieg der langfristigen Inflationserwartungen. Hier gab er aber Entwarnung und äußerte die Einschätzung, dass "die jüngsten Preisschocks bislang noch wenig an den solide verankerten Erwartungen geändert haben".

Erwartungen der Finanzmärkten zu hoch

Das EZB-Ratsmitglied verwies abschließend darauf, dass an den Finanzmärkten zu offensive Zinssenkungserwartungen gehegt würden. Angesichts der "klar nach oben" gerichteten Risiken für die Preisstabilität und dem Mandat der EZB "reflektieren die gegenwärtigen Zinserwartungen an den Finanzmärkten nicht - zumindest nicht für einen stabilitätsorientierten Notenbanker - eine angemessene Bewertung der Inflationsrisiken", sagte Weber.

Am Geldmarkt werden gegenwärtig bis Jahresende wenigstens zwei EZB-Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte beim Hauptrefinanzierungssatz auf dann 3,50% voll eingepreist. In der vergangenen Woche hatte die EZB ihre Leitzinsen ein weiteres Mal unverändert gelassen.

Quelle: ntv.de

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