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Conti/Schaeffler in Nöten Investor dringend gesucht

Ein externer Investor soll nach Vorstellung des künftigen Continental-Aufsichtsratschefs für Linderung der finanziellen Probleme sorgen. "Schaeffler sucht nach Investoren für das gemeinsame Automotive-Geschäft von Conti und Schaeffler", sagte der Schaeffler-Berater Rolf Koerfer, der in Kürze Hubertus von Grünberg als Chef-Kontrolleur ablösen soll, in einem Reuters-Interview.

Eine Beteiligung von Geldgebern an der fränkischen Familienfirma Schaeffler sei dagegen nicht geplant. "Für Investoren ist die industrielle Logik der Kombination der Automotive-Bereiche und das damit verbundene Wachstumspotential interessant." Zur geplanten Beteiligungshöhe eines Investors und der möglichen Herkunft von Geldgebern schwieg er ebenso wie zur Höhe der zu übertragenen Schulden oder möglicher Staatshilfe.

Die Aussicht auf Staatsgeld verursachte unterdessen einen erneuten Kurssturz der Conti-Aktien. Die im MDax notierten Papiere verbilligten sich am Montag um 16,3 Prozent. An der Börse war der Konzern damit nur noch gut zwei Mrd. Euro wert. Für den Kauf von 90 Prozent der Conti-Aktien hatte der fränkische Rivale Schaeffler vor kurzem noch rund zehn Mrd. Euro gezahlt. Händler verwiesen darauf, dass ein staatlicher Einstieg bei Conti dem Aktienkurs nicht helfen würde, sondern - im Gegenteil - den Anteil der Aktionäre verwässern würde.

Bund hält sich heraus

Voraussichtlich will sich das Land Niedersachsen aber mit einer Bürgschaft an der Hilfe für Conti beteiligen. "Im Grundsatz ist das Instrument des Staates eine Bürgschaft, eine Garantie - um die wird es vermutlich gehen", sagte Ministerpräsident Christian Wulff dem Sender "Hit-Radio Antenne Niedersachsen". Allerdings seien noch keine Entscheidungen gefallen. "Erstmal sind die Banken und Eigentümer gefordert." Solange deren Beteiligung unklar sei, "ist der Staat überhaupt noch nicht gefordert", so der CDU-Politiker.

Eine Sprecherin des bayerischen Wirtschaftsministeriums erklärte, es fänden Gespräche mit dem Unternehmen statt. Es gebe aber keinerlei Vereinbarungen oder Zusagen. Der Bund will sich heraushalten. "Die Bundesregierung ist unmittelbar im Moment nicht involviert und nicht gefordert", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg.

Conti und Schaeffler lehnten eine Stellungnahme ab. "Eine Mrd. Euro könnten wir in der jetzigen Situation gut gebrauchen", sagte hingegen ein Conti-Aufsichtsratsmitglied mit Blick auf die in Medienberichten genannte Größenordnung. Der in Kürze zu ThyssenKrupp wechselnde Conti-Finanzvorstand Alan Hippe hatte erklärt: "Wir verfügen aktuell über eine Liquidität von mehr als 3,5 Milliarden Euro aus Barmitteln und ungenutzten Kreditlinien. Damit sind wir für die bevorstehenden Herausforderungen sehr gut aufgestellt." Nimmt die geplante Fusion der Autoteile-Sparten von Conti und Schaeffler Gestalt an, wäre die Situation aber eine neue, schließlich würde Schaeffler wohl einen Teil seiner Schulden bei der neuen Firma abladen.

Neue Aufgabe für von Grünberg

Einer am Wochenende erzielen Einigung der zerstrittenen Konzerne zufolge soll die Conti-Gummisparte rechtlich und organisatorisch aus dem Konzern herausgelöst werden. Darum soll sich der entmachtete bisherige Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg kümmern. Er macht einen zentralen Teil seiner unternehmerischen Vision für Conti damit rückgängig.

Die Wandlung Contis vom Reifenproduzenten mit schwindenden Perspektiven zum breit aufgestellten Autoelektronikanbieter hatte von Grünberg angestoßen. Für die solide dastehende Gummisparte soll er nun Investoren finden. Möglicherweise wird auch das Land Niedersachsen dazugehören. Analysten schätzen den Wert der Sparte auf fünf bis sieben Mrd. Euro.

Der Conti-Autoelektronik-Bereich - Hauptstandorte sind ohnehin in Hessen und Bayern - soll hingegen Teil des Konglomerats mit Schaeffler werden, dem das Land Bayern unter die Arme greifen könnte.

Quelle: ntv.de

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