Balda unterbewertet Investoren fordern Aufspaltung
28.07.2007, 11:20 UhrZwei Großaktionäre von Balda fordern eine massive Umstrukturierung des westfälischen Handyausrüsters. Das meldet das Handelsblatt vorab aus seiner Montagsausgabe. In einem gemeinsamen Brief an den Vorstand kritisieren der englische Hedge-Fonds Audley Capital und der US-Investor Guy Wyser-Pratte, Balda sei wegen seines unklaren Erscheinungsbildes an der Börse extrem unterbewertet. Balda solle deshalb seine chinesische High-Tech-Tochterfirma TPK ausgliedern und an die US-Börse Nasdaq oder eine vergleichbare asiatische Börse bringen, so das Handelsblatt.
"Wir müssen betonen, dass wir dazu entschlossen sind, die krasse Unterbewertung von Balda zu eliminieren", heißt es im dem Brief, der dem Handelsblatt vorliegt. "Dies könnte dazu führen, dass Aktionäre in Zukunft Einfluss nehmen."
Diese Zukunft steht vor der Tür. In zwei Wochen findet in der Stadthalle Bielefeld die Hauptversammlung von Balda statt. Die Aktionäre werden nicht in bester Stimmung anreisen. Obwohl Balda seit Monaten als Lieferant für das weltweit umjubelte iPhone von Apple im Gespräch ist, hat die Balda-Aktie im Juli ein Drittel an Wert verloren. Freitag notierte das Balda-Papier bei 8,25 Euro – acht Prozent weniger als vor der Balda-Beteiligung an TPK im Juli 2006.
Die chinesische Tochterfirma TPK stellt berührungsempfindliche Bildschirme (Touch-Screens) her. Obwohl Balda es nie bestätigte, gilt unter Experten als sicher, dass die TPK-Touch-Screens in die iPhones eingebaut werden. Von denen will Apple bis Ende 2008 zehn Millionen Stück verkaufen.
Audley Capital und Wyser-Pratte halten nach eigenen Angaben zusammen 15 Prozent der Balda-Aktien im Wert von aktuell mehr als 60 Millionen Euro. Durch den Absturz der Balda-Aktie haben die Investoren in den vergangenen 30 Tagen 20 Millionen Euro verloren. Ihre Erklärung für das Kursdesaster: Im Börsensegment S-Dax, wo Balda notiert ist, werden die wegweisende Technologie und die Wachstumschancen der Tochterfirma TPK kaum wahrgenommen. Balda werde durch seine eigene Tradition gehemmt. "Plastikhandyschalen sind nicht sexy", sagt ein Audley-Sprecher.
In ihrem Brief rechnen die Hedge-Fonds dem Balda-Management vor, wie durch eine Abspaltung von TPK große Summen gehoben werden könnten. Handyschalen-Hersteller würden – gemessen am Gewinn – an der Börse nur halb so hoch bewertet wie Firmen, die Touch-Screens produzieren. TPK sei als eigenständiger High-Tech-Konzern an der Börse bis zu 650 Millionen Euro wert. Der Mischkonzern Balda bringt es inklusive TPK aktuell auf eine Marktkapitalisierung von 426 Millionen Euro. Selbst wenn Balda nur 15 bis 20 Prozent von TPK an die Börse brächte, flössen Balda bis zu 130 Millionen Euro zu. Für 2007 wird ein Vorsteuergewinn von 50 Millionen Euro erwartet – zwei Drittel davon durch TPK.
Ob aus den Plänen der Hedge-Fonds etwas wird, ist unklar. Vorstandschef Joachim Gut hat bislang nicht geantwortet, gegenüber dem Handelsblatt wollte sich ein Konzernsprecher weder zu dem Brief noch zu einem möglichen Börsengang von TPK an sich äußern. Auch Aufsichtsratschef Richard Roy lehnte eine Stellungnahme ab.
Audley Capital und Wyser-Pratte gelten beide als ausgesprochen aktive Investoren. Insbesondere Wyser-Pratte (67) hat sich einen Ruf als Vorstandsschreck erworben. Allein beim deutschen Roboter-Hersteller IWKA (heute: Kuka) gingen auf seinen Druck hin fünf Vorstände und der halbe Aufsichtsrat. Der Kurs hat sich in dieser Zeit verdoppelt.
Quelle: ntv.de