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Trotz Standortgarantie Job-Angst bei VDO

Die Übernahme der Siemens-Automobilsparte VDO durch Continental nährt bei den Beschäftigten die Angst vor Stellenstreichungen in großem Umfang. Zwar hat Siemens den Verkauf an mittelfristige Standortgarantien des neuen Eigners geknüpft. Die IG Metall befürchtet aber auf längere Sicht den Abbau von Tausenden von Arbeitsplätzen.

Der Siemens-Aufsichtsrat will offenbar eine Empörung wie nach der Pleite der ehemaligen Handysparte ein Jahr nach dem Verkauf an BenQ auf absehbare Zeit ausschließen. Generell gelte eine Standortsicherung für drei Jahre ab dem Zeitpunkt der Übernahme, heißt es in einem Beschluss des Gremiums vom Mittwoch, der Reuters am Donnerstag auszugsweise vorlag. Der Hauptstandort in Regensburg müsse mindestens fünf Jahre aufrechterhalten werden. "Betriebsbedingte Kündigungen sind grundsätzlich für den Zeitraum von drei Jahren auszuschließen." Davon seien allerdings die Maßnahmen ausgenommen, die Siemens ohnehin bereits bis 2011 geplant hatte. Ein Siemens-Sprecher wollte sich zu den Angaben in dem Papier nicht äußern. Die Zahl der Stellen, die nach bisherigen Siemens-Plänen bei VDO gestrichen werden sollte, bezifferte er auf 900.

Die IG Metall erwartet allerdings einen weitaus stärkeren Stellenabbau. Es seien insgesamt rund 7000 Stellen bei der bisherigen Siemens-Tochter in Gefahr, sagte der Chef der Gewerkschaft in Bayern, Werner Neugebauer. Er rechnet mit einem raschen Streit um die Arbeitsplätze. "Wir werden uns schneller als uns lieb ist in einer Auseinandersetzung befinden", sagte der Gewerkschafter im Reuters-Interview. Neugebauer forderte Conti und Siemens auf, ihre Verträge offen zu legen. Der hannoversche Autozulieferer müsse zudem seine Pläne für VDO erklären. "Hosen runter. Dann werden wir sehen, was wir tun."

Die bei Conti stärker vertretene Gewerkschaft IG BCE schloss sich den Warnungen nicht an, sondern verwies auf Abmachungen mit dem Unternehmen. IG-BCE-Vorstandsmitglied Werner Bischoff, der auch im Aufsichtsrat von Conti sitzt, sagte der "Neuen Presse" aus Hannover: "Wir haben für VDO eine Standortsicherung vereinbart, es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben."

Betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen

Conti-Chef Manfred Wennemer hatte erklärt, er habe bereits mit den Gewerkschaften ein Eckpunktepapier zu VDO vereinbart. Der stellvertretende IG-Metall-Chef Berthold Huber hatte dagegen gesagt, der Conti-Plan erfülle nicht die Anforderungen der Arbeitnehmerseite und sei auch keineswegs mit dieser vereinbart. Die IG Metall fordert eine Standortgarantie für mindestens fünf Jahre.

Bayerns IG-Metall-Chef sprach von schlechten Erfahrungen der Gewerkschaft mit dem Conti-Chef. "Herr Wennemer hat sich in der Vergangenheit als rücksichtsloser Shareholder-Kapitalist profiliert und in den Gesprächen mit der IG Metall standort- und beschäftigungssichernde Maßnahmen abgelehnt", sagte Neugebauer.

Die IG BCE hatte sich vor allem Sorgen um die Reifensparte gemacht, deren Bedeutung gegenüber dem Autozuliefergeschäft mit dem Zukauf sinkt: "Wir haben gefordert und bestätigt bekommen, das das Reifengeschäft auch künftig zum Kerngeschäft der Continental gehören wird", sagte Bischoff.

IG-Metall-Funktionär Neugebauer kritisierte, die bayerische Landesregierung habe sich bei bei Siemens nicht genug für die Arbeitnehmer eingesetzt. "Ich bin stinksauer auf die bayerische Staatsregierung. Die Niedersachsen machen Industriepolitik, und in Bayern wird gepennt, weil man gerade im parteiinternen Wahlkampf ist." Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hatte offen für Conti als VDO-Käufer geworben.

Quelle: ntv.de

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