Sechs Häuser schließen Karstadt sucht Investoren
10.11.2009, 17:50 Uhr
In sechs Filialen geht das Licht aus.
(Foto: dpa)
Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg sieht gute Chancen für eine Sanierung des insolventen Warenhauskonzerns und will bald mit der Käufersuche beginnen. "Der Datenraum ist mittlerweile eingerichtet, so dass die Investorensuche in Kürze beginnen kann", sagte Görg in Essen auf der Gläubigerversammlung des Unternehmens. Unabhängig davon ist das Aus für sechs der insgesamt 129 Standorte beschlossen, wie der Karstadt-Insolvenzbeauftragte Rolf Weidmann erläuterte. Etwa 400 Beschäftigte in Berlin, Hamburg, München, Stuttgart, Dortmund und Braunschweig verlieren dadurch ihren Job. Elf Filialen stehen weiterhin auf dem Prüfstand.
Die Mitarbeiter reagierten entsetzt auf die Pläne. Die Gewerkschaft Verdi kündigte an, für möglichst viele Arbeitsplätze zu kämpfen. "Es ist bitter für die Mitarbeiter", sagte der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Westfalen-Münsterland, Thomas Schäfer. "Das ist eine bittere Pille direkt vor dem Weihnachtsgeschäft", sagte auch ein Sprecher des Landesverbandes des Bayerischen Einzelhandels (LBE). Das Karstadt-Haus in der Münchner Fußgängerzone hätte zwar Ende 2010 ohnehin geschlossen werden sollen, da der Mietvertrag für Karstadt dann ausläuft. Dass das Ende nun aber unmittelbar bevorsteht, sei völlig überraschend gekommen. Von der Schließung sind 157 Mitarbeiter betroffen.
Karstadt mit seinen noch rund 26.500 Mitarbeitern hatte im Zuge der Pleite der Muttergesellschaft Arcandor im Juni ebenfalls Insolvenzantrag gestellt. Die Gläubiger beauftragten Görg mit 99,9 Prozent mit der Erstellung eines Insolvenzplans, um Karstadt zu sanieren, und dem Verkauf des Unternehmens. "Wir haben eine große Anzahl an ernsthaften Angeboten", sagte Görg, der einen Paketverkauf anstrebt. Konkurrent Metro hat lediglich Interesse an einigen Häusern gezeigt, um seine eigene Warenhaustochter Kaufhof zu stärken, sich aber zuletzt nicht auf eine Zahl festgelegt. Der Verkaufsprozess soll nach Worten von Weidmann innerhalb weniger Monate über die Bühne gehen.
Sanierung wäre das Beste
Eine Sanierung des Unternehmens sei für alle Beteiligten die beste Alternative, sagte Görg. Die Verluste bei einer Zerschlagung wären erheblich. Die Liquiditätslage sei positiv. Täglich werde Umsatz gemacht, Geld für die laufenden Ausgaben sei vorhanden, resümierte Görg vor den Gläubigern. Rund 300 fanden den Weg in die Grugahalle, gut 40.000 haben Forderungen über insgesamt 2,6 Mrd. Euro geltend gemacht.
Um das Unternehmen aus der Insolvenz zu führen, müssten jedoch Vermieter, Arbeitnehmer und Dienstleister Beiträge zur Sanierung leisten, machte die Insolvenzverwaltung deutlich. Die Gewerkschaft Verdi hat bereits vereinbart, dass die Mitarbeiter auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten und damit über drei Jahre 150 Mio. Euro zur Sanierung beitragen wollen.
Eine große Belastung stellen die Mietzahlungen dar, denn Karstadt betreibt seine Häuser nicht in eigenen Immobilien. Rund 70 Prozent der Häuser vermietet das Highstreet-Konsortium, an das der frühere Arcandor-Chef Thomas Middelhoff die Immobilien verkauft hatte, und dem vor allem Fonds von Goldman Sachs und der Deutschen Bank angehören. Weidmann begründete, es gebe nur einen Mietvertrag für alle Häuser, deshalb sei eine Kündigung für einzelne Standorte nicht möglich. Die Verhandlungen über Mietreduktionen in der Zukunft seien weit fortgeschritten. Highstreet habe sich auch bereit erklärt, einzelne Häuser, die sich wirtschaftlich nicht trügen, aus dem Vertrag herauszunehmen. Auch gebe es Gespräche für die Logistikstandorte, die Karstadt mietet und die Deutsche-Post-Tochter DHL nutzt. Es werde darüber verhandelt, dass die DHL diese Standorte selbst anmiete.
Quelle: ntv.de, rts/dpa