Deutschland verschont Keine Entspannung im Gasstreit
05.01.2009, 12:18 UhrDie Fronten im Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine haben sich zu Wochenbeginn weiter verhärtet. Während Deutschland am Montag von Lieferausfällen verschont blieb, weiteten sich die Kürzungen in Osteuropa aus. Der russische Staatsmonopolist Gazprom warf der Ukraine erneut Gasdiebstahl vor. Verhandlungen mit dem Nachbarland seien derzeit nicht in Sicht, auch wenn er eine baldige Lösung des Konfliktes anstrebe, erklärte Gazprom-Vizechef Alexej Medwedew. Die Ukraine strebte per Gericht die Aufhebung der Gastransitvereinbarungen mit Russland an.
Medwedew mahnte zugleich, eine alternative Gasroute nach Europa sei ein "Muss", um die Versorgung dauerhaft zu garantieren. Die geplante Ostsee-Pipeline würde russisches Gas direkt nach Deutschland liefern und damit die Ukraine umgehen. Der Gazprom-Vize betonte, die Ukraine habe allein am Sonntag rund 50 Mio. Kubikmeter Erdgas aus Leitungen und Speichern "gestohlen". Bisher hatte Gazprom dem Nachbarland vorgeworfen, täglich zwischen 25 und 35 Millionen Kubikmeter russisches Gas zu entwenden.
Medwedew sagte, einerseits seien 25 Mio. Kubikmeter Gas, das für EU-Länder bestimmt gewesen sei, aus Pipelines auf ukrainischen Territorium abgezweigt worden. Daneben seien weitere 25 Mio. Kubikmeter Gas der russisch-ukrainischen Gesellschaft RosUkrEnergo aus unterirdischen Speichern für den Verbrauch in der Ukraine entwendet worden. Diese Gasmengen seien eigentlich für den Transport nach Polen, Ungarn und Rumänien bestimmt gewesen.
Keine Probleme in Deutschland
Deutschland bekommt den Gasstreit bislang noch nicht zu spüren. "Wir bekommen zu hundert Prozent die Lieferungen (...) die wir auch bestellt haben", sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin. Dies habe eine Umfrage unter deutschen Unternehmen am Vormittag ergeben. Das Ministerium stehe darüber hinaus in Kontakt mit den betroffenen Regierungen und auch den betroffenen Unternehmen. Die deutschen Importunternehmen Wingas und RWE Midstream bestätigten die vollständige Lieferung.
Auch Frankreich und Italien blieben von Lieferausfällen verschont. In Osteuropa dagegen nahmen die Versorgungsausfälle zu: Griechenland meldete eine Kürzung der Gasimporte aus Russland um ein Drittel, auch die Versorgung Kroatiens war beeinträchtigt. Am Wochenende hatten bereits Polen, Rumänien, Ungarn, die Türkei und Tschechien Lieferausfälle gemeldet, die am Montag teilweise anhielten. Die Türkei musste ihre Importe von russischem Gas durch die "Blue-Stream"-Pipeline durch das Schwarze Meer erhöhen, um durch den Gasstreit verursachte Lieferausfälle zu kompensieren.
Russland hatte an Neujahr seine Gaslieferungen an die Ukraine eingestellt. Die beiden Länder beschuldigen sich gegenseitig, die Gaszufuhr nach Westen zu drosseln. Gazprom wirft der Ukraine vor, illegal Gas aus den Pipelines abzuzapfen. Das Land bestreitet dies und wirft Russland Erpressung vor.
Die Europäische Union, die ein Fünftel ihres Erdgases von Russland über die Ukraine bezieht, hat für Montagnachmittag ein Krisentreffen mit Abgesandten der Streitparteien anberaumt. Gazprom-Chef Alexej Miller wollte die Situation nach Regierungsangaben noch am Montag mit Ministerpräsident Wladimir Putin besprechen.
Quelle: ntv.de