Vergleich "unsachgemäß" Keine Spitzel bei der Bahn
03.06.2008, 17:28 UhrDie Bahn hat eine Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Network Deutschland bestätigt, Vergleiche mit der Telekom-Spitzelaffäre aber zurückgewiesen. Es gebe "keinen zweiten Fall Telekom", erklärte der Anti-Korruptions-Beauftragte des Konzerns, der ehemalige Frankfurter Oberstaatsanwalt Wolfgang Schaupensteiner. Die Bahn arbeitete demzufolge von 1998 bis 2007 mit Network Deutschland zusammen, das im Telekom-Auftrag offenbar illegal beschaffte Telefondaten auswertete.
Bei der Zusammenarbeit sei es ausschließlich um Fälle von Wirtschaftskriminalität und Korruption gegangen, sagte Schaupensteiner. "Es gab keine Aufträge zur Beschaffung nichtöffentlicher Daten", betonte er. Der Konzern gehe davon aus, dass sämtliche Aufträge im rechtlich zulässigen Rahmen abgewickelt worden seien. Eine andere Frage sei allerdings, ob man Network Deutschland noch einmal beschäftigen werde. Das Auftragsvolumen bezifferte Schaupensteiner auf rund 800.000 Euro bei 43 Fällen.
Bahn-Mitarbeiter werden nicht überwacht
Es gebe bei der Bahn keine Vorgänge wie bei der Telekom, erklärte Schaupensteiner. Jeglicher Vergleich sei unsachgemäß. Bei der Beauftragung von Network Deutschland sei es beispielsweise um die Aufdeckung mutmaßlicher Scheinfirmen oder die Klärung von Kartellsachverhalten gegangen. Dabei habe die Maxime "Null Toleranz bei Korruption" im Vordergrund gestanden.
Die Mitarbeiter des Konzerns würden nicht überwacht und stünden nicht unter Generalverdacht, sagte Schaupensteiner. "Im Zusammenhang mit dem Verrat von Geschäftsgeheimnissen waren keine externen Dienstleister beauftragt", stellte er klar. Durch die Deutsche Bahn AG seien auch zu keinem Zeitpunkt Aufträge zur Beschaffung von Informationen über Aufsichtsräte oder Journalisten erteilt worden. Die bisherigen Erfolge bei der Aufdeckung von Fällen von Indiskretionen und der Weitergabe von Geschäftsgeheimnissen seien ausschließlich auf rechtskonforme Ermittlungen der eigenen Konzernsicherheit zurückzuführen.
Das "Handelsblatt" hatte zuvor berichtet, die Deutsche Bahn AG habe ebenso wie die Telekom Bespitzelungsaufträge an Network Deutschland vergeben. Die Zeitung berichtete weiter, nach Angaben eines Subunternehmers glichen sich die Arbeiten, die für Telekom und Bahn ausgeführt wurden, bis ins Detail. "Es ging um die Ausforschung von Telefonverbindungen, Bankdaten und die komplette Durchleuchtung von Zielpersonen", wurde der Computerexperte zitiert. Sogar Steuererklärungen seien beschafft worden. Ziele seien Mitarbeiter der Bahn und Personen im Umfeld des Konzerns gewesen.
Quelle: ntv.de