Verkaufsprozess erlahmt Keiner mag die Postbank
19.08.2008, 13:47 UhrDer Verkauf der Postbank droht offenbar zu scheitern. Mehreren mit der Angelegenheit vertrauten Personen zufolge gibt es derzeit keine aktiven Verhandlungen mehr mit potenziellen Käufern. "Da passiert im Moment gar nichts", sagte ein Insider. Nachdem sich ausländische Interessenten wie die britische Lloyds TSB bereits vor längerer Zeit aus dem Rennen verabschiedet hätten, trete nun auch die Deutsche Bank den Rückzug an, sagte eine andere Person aus dem Umfeld der Unternehmen. "Es gibt keine Verhandlungen mit der Deutschen Bank mehr. Vor allem die Vorstellungen über den Preis klafften zu weit auseinander."
Das größte deutsche Geldhaus sei zuletzt das einzige Institut gewesen, das mit der Post noch intensive Gespräche über einen Kauf von deren Banktochter geführt hatte. Das Interesse der Deutschen Bank hatte in den vergangenen Wochen bereits stark nachgelassen. Komplett gestoppt sei der Verkauf der Postbank aber noch nicht, hieß es in den Kreisen. "Der Prozess liegt brach, er ist aber noch nicht tot", hieß es.
Die Deutsche Bank und Lloyds lehnten Stellungnahmen ab. Die Post erklärte, eine Entscheidung über die Zukunft der Postbank sei nicht gefallen. "Wir sind in einem ergebnisoffenen Prozess. Wir stehen nicht unter Zeitdruck", sagte eine Sprecherin.
Post-Chef Frank Appel hatte am Wochenende in einem Zeitungsinterview gesagt: "Das Problem ist, dass es wegen der Finanzkrise derzeit sehr wenige gibt, die sich die Postbank leisten können." Die Post werde die Bank, an der sie 50 Prozent plus eine Aktie hält, nicht unter Wert verkaufen. Bis zu einer Entscheidung werde es "nicht mehr ewig" dauern.
Starke Kursreaktion
Schwindende Aussichten auf einen Verkauf haben die Aktien des Instituts auf ein Drei-Jahres-Tief gedrückt. Sie gaben in der Spitze 5,7 Prozent auf 40 Euro nach. "Wie sich aus der Kursentwicklung der vergangenen Wochen ablesen lässt, hatten viele bereits damit gerechnet, dass es zumindest kurzfristig zu keiner Entscheidung kommen wird", sagte ein Händler. "Für einige spekulativ orientierte Anleger scheint dies dennoch ein kleiner Schocker zu sein."
Quelle: ntv.de