Glänzende Abschiedszahlen Kleinfeld erreicht sein Ziel
26.04.2007, 12:43 UhrEinen Tag nach der Bekanntgabe seines Rücktritts legt Siemens-Vorstandschef Klaus Kleinfeld die Zahlen für das zweite Quartal vor und die lassen sich sehen: Alle Bereiche erwirtschafteten nach Konzernangaben die Rendite, die Kleinfeld vor zwei Jahren bis April 2007 eingefordert hatte. Im Quartal davor hatten noch vier der elf Bereiche ihre Messlatten gerissen, die zwischen vier und 13 Prozent lagen.
Selbst die lange defizitäre IT-Sparte SBS erwirtschaftete einen operativen Gewinn von 63 Mio. Euro. Damit blieben wie gefordert mehr als fünf Prozent vom Umsatz als Ergebnis übrig. Vor Jahresfrist stand bei dem mittlerweile zu SIS umgeformten Segment noch ein Verlust von rund 200 Mio. Euro zu Buche.
Die großen Bereiche Medizintechnik, Automatisierung (A&D), Energieverteilungstechnik (PTD) und die Autozuliefersparte VDO lagen sogar über ihren Renditevorgaben. Der Konzern will nach bisherigen Plänen einen Minderheitsanteil an VDO bis zum Herbst an die Börse bringen.
Mit dem Erreichten will sich Kleinfeld, der am Mittwoch für spätestens Ende September seinen Rücktritt angekündigt hatte, nicht zufrieden geben. Seinem noch nicht bestellten Nachfolger setzt er ehrgeizige Ziele. "Mit Blick nach vorne gehen wir davon aus, dass wir uns sogar noch verbessern können", erklärte Kleinfeld. Mit dem Programm "Fit for 2010" werde die Messlatte für Wachstum und Kapitaleffizienz noch höher gelegt. "Wir gehen davon aus, dass wir die im ersten Geschäftshalbjahr aufgebaute operative Dynamik beibehalten können."
Der Gewinn des Konzerns kletterte nach Unternehmensangaben im zweiten Quartal verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um gut ein Drittel auf 1,26 Mrd. Euro. Vor allem die Nachfrage aus Europa, Deutschland und dem Nahen Osten habe zu dem Wachstum beigetragen. Der Umsatz in Europa habe im Berichtszeitraum um 16 Prozent, in Deutschland um sechs Prozent zugelegt. Dieser Trend setze sich fort. Der Auftragseingang in Europa, der Region Asien-Pazifik und Amerika habe zweistellige Zuwachsraten verzeichnet.
Während die Forschungs- und Entwicklungskosten stagnierten, muss Siemens allerdings an anderer Stelle viel Geld ausgeben. Die Aufarbeitung der Korruptionsaffären habe allein im zweiten Quartal 63 Mio. Euro gekostet, teilte das Unternehmen mit. Branchenbeobachter erwarten, dass auf der heutigen Pressekonferenz auch weniger die Zahlen als die durch die Schmiergeldaffären ausgelösten Vorstandsquerelen Thema sein werden.
Auch an der Börse hat man keinen Blick für die Zahlen, die Aktien von Siemens liegen nach dem Verzicht von Kleinfeld auf eine Vertragsverlängerung vorbörslich im Minus. "Das sind schlechte Nachrichten für Siemens", kommentierte Marktanalyst Heino Ruland vom Brokerhaus Steubing die Personalie. "Kleinfeld ist zwar umstritten, er hat den Konzern aber erfolgreich geführt und hätte die Unterstützung des Aufsichtsrates verdient."
Kleinfeld hatte am Mittwoch bekannt gegeben, er stehe für eine Verlängerung seines bis zum 30. September 2007 laufenden Vertrages nicht zur Verfügung. Er begründete seine Entscheidung mit der öffentlichen Diskussion um dieses Thema.
Quelle: ntv.de