Spritpreise und Inflation Konsumklima eingetrübt
27.05.2008, 08:01 UhrRekordpreise an den Tankstellen und die Furcht vor weiteren Teuerungsschüben trüben die Kauflaune der Verbraucher. Das Barometer für das Konsumklima im Juni ging überraschend stark auf 4,9 Punkte von revidierten 5,6 Zählern im Mai zurück, teilte die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) mit. Analysten hatten lediglich mit einem leichten Rückgang gerechnet. Neben der zunehmenden Inflation machten den Verbrauchern Ängste vor einem Abflauen der Konjunktur zu Schaffen, schrieben die GfK-Forscher. Dies überlagere positive Faktoren wie den jüngsten Abbau der Arbeitslosigkeit.
Die Verbraucher sind damit deutlich skeptischer eingestellt als die Manager in den Chefetagen. Das Klima dort hellte sich im Mai überraschend auf, und auch beim Konsum erwarteten die Firmen einen moderaten Anstieg, wie das Münchner Ifo-Institut vor kurzem mitteilte.
Schocks an der Tankstelle
Vor allem wegen der hohen Energiekosten gehen die Verbraucher davon aus, weniger Geld in der Tasche zu haben. Der Indikator für die Einkommenserwartungen sackte nach drei Monaten mit Zuwächsen nun um 14,8 Zähler ab und liegt nun 4,3 Punkte im Minus. Die Diskussionen um steigende Preise überlagerten dabei die positiven Signale aus den Tarifverhandlungen zu Anfang des Jahres, schrieben die Nürnberger Forscher. In mehreren Branchen hatten die Beschäftigten kräftige Gehaltssteigerungen ausgehandelt. "Auch die gute Beschäftigungsentwicklung mit den daraus resultierenden positiven Effekten für die Einkommensentwicklung wird derzeit vom Thema Inflation in den Schatten gestellt."
Konjunkturangst
Die Finanzkrise und schlechte Signale aus den USA trübten zudem die Erwartungen für die Entwicklung der Wirtschaft ein. Mit 13,4 Punkten liegt das Barometer knapp zehn Zähler unter seinem Niveau vom April. Die Verbraucher trauten der Wirtschaft offensichtlich nicht zu, dass sie ihr Tempo vom ersten Quartal halten kann, und stellten sich auf eine Abkühlung ein. In den ersten drei Monaten war das Bruttoinlandsprodukt mit 1,5 Prozent so stark gewachsen wie seit etwa zwölf Jahren nicht mehr.
Furcht vor der Teuerung
Größere Käufe legen die Verbraucher deswegen erst einmal auf Eis. Die Anschaffungsneigung brach um 15,7 Zähler auf minus 20,4 Punkte ein. Dies dürfte in erster Linie auf die Inflationsängste zurückzuführen sein, teilte die GfK mit. "Wenn aufgrund gestiegener Energie- und Lebensmittelpreise sowie der Furcht vor weiteren Preiserhöhungen mehr finanzielle Mittel gebunden werden, stehen sie für andere Anschaffungen nicht zur Verfügung." Entscheidend für die weitere Entwicklung des Konsumklimas sei, ob die Inflation nachlasse. "Nur wenn die Haushalte davon ausgehen können, dass ihr Einkommen auch real in diesem Jahr steigen wird und zudem die Inflationsängste weichen, werden sie auch wieder verstärkt ihren Geldbeutel öffnen."
Quelle: ntv.de