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Die Industrieländer beraten Krisentreff in Washington

In Washington haben die Beratungen der sieben führenden Industrieländer (G7) zu gemeinsamen Maßnahmen gegen die weltweite Finanzkrise begonnen. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück und Bundesbank-Präsident Axel Weber äußerten kurz davor die Überzeugung, dass der Bericht des internationalen Forums für Finanzstabilität (FSF) einen guten und vor allem sehr konkreten Weg darstellen, um Lehren aus der Krise zu ziehen. "Dieser Bericht enthält sehr explizit, wer was wann machen soll", sagte Steinbrück. Der Bericht mache zudem klar, wer die Umsetzung der Schritte überwache und was geschehen solle, wenn die vorgeschlagenen rund 65 Maßnahmen nicht ausreichten.

In dem Abschlusskommunique, das die Finanzminister und Notenbankchefs der G7 am Freitagabend nach dem Ende ihrer Beratungen herausgeben werden, sollen die Äußerungen zur US-Wirtschaftsentwicklung offenbar zurückhaltender als noch beim letzten Treffen im Februar ausfallen. "Der Text ist in diesem Punkt etwas negativer", hieß es in G7-Kreisen. Allerdings werde versucht, das Aufkommen einer Alarmstimmung zu verhindern, etwa durch die Vermeidung des Wortes "Rezession". Es gebe keinen Grund für übermäßigen Pessimismus, hieß es in G7-Kreisen. Dies werde sich in der Erklärung ausdrücken.

Kritik an der Schock-Rechnung

Wenig Verständnis äußerte Steinbrück, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) immer neue, höhere Schätzungen zum Verlustpotenzial der Finanzkrise abgebe. Zuletzt hatte der Fonds von fast einer Billion Dollar gesprochen. Dies könne er nicht nachvollziehen. Auch die eher pessimistischen IWF-Wachstumsschätzungen für Europa und Deutschland teilen Steinbrück und Weber ausdrücklich nicht.

Im FSF-Report sehen Steinbrück und Weber den geeigneten Ansatz, um die Krise kurzfristig zu bekämpfen und langfristig eine Wiederholung zu unterbinden. Allerdings machte Steinbrück klar, die Krisenfolgen könnten noch das gesamte Jahr 2008, womöglich auch länger, zu spüren sein. Auch Europa und Deutschland würden unter den vom US-Hypothekenmarkt ausgehenden Problemen leiden, dies aber nur vermindert.

Fundamentaldaten statt Panikmache

Deutschland wird nach Auffassung Steinbrücks und Webers ungeachtet der Finanzkrise auf solidem Wachstumspfad bleiben. Er sehe derzeit keinerlei überzeugende Expertenmeinungen, die ihn zu einer deutlicheren Revision der geltenden Wachstumsprognose von 1,7 Prozent für 2008 veranlassen würden, sagte der Minister.

Zur jüngsten Schätzung des IWF, der für Deutschland nur noch 1,4 Prozent in diesem und ein Prozent Wachstum im nächsten Jahr erwartet, sagte Steinbrück: "Unsere Fundamentaldaten sprechen eine andere Sprache". Weber sagte, das erste Quartal 2008 werde für Deutschland wirtschaftlich gut und auch im Gesamtjahr 2008 werde das deutsche Wachstum nicht schlecht ausfallen.

Zustimmung signalisierte Steinbrück zu den Einigungen auf eine Finanzreform des IWF mit Hilfe von Goldverkäufen und auf eine Reform der internen Machtstrukturen im Fonds. Damit habe der IWF mehr Möglichkeiten, sich auf seine Überwachungsfunktion in Sachen Finanzstabilität zu konzentrieren.

Quelle: ntv.de

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