Verkauf von Aktienoptionen Kritik am Post-Chef
05.12.2007, 06:38 UhrPolitiker haben den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Post, Klaus Zumwinkel, scharf für dessen jüngste Aktien-Geschäfte kritisiert. "Dieses Monopoly-Spiel passt nicht zu unserer sozialen Marktwirtschaft. Schwarz-Rot hat Herrn Zumwinkel durch den Post-Mindestlohn ein großes Weihnachtsgeschenk beschert", sagte der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion Rainer Brüderle der "Bild"-Zeitung.
Die stellvertretende Fraktionschefin der Grünen Christine Scheel sagte: "Es ist moralisch verwerflich, wenn der Post-Chef die Mindestlohn-Entscheidung in dieser Art und Weise in privaten Gewinn ummünzt. Anscheinend bekommt Herr Zumwinkel den Hals nicht voll."
Auch Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) übte scharfe Kritik. "Wer sich nach der ganzen Vorgeschichte zu solch einer Aktion hinreißen lässt, fügt dem Ansehen der deutschen Wirtschaftsführer schweren Schaden zu", sagte Koch dem "Handelsblatt".
Zumwinkel hatte 200.640 Aktien-Optionen zu einem Preis von 23,57 Euro verkauft und damit insgesamt rund 4,73 Mio. Euro eingenommen. Erhalten hatte er die Optionen für 12,40 Euro im Jahr 2003. Aktienoptionen sind beim Post-Vorstand ein Teil der Vergütung. Zumwinkel ist auch noch Aufsichtsratschef der Deutschen Telekom und der Postbank.
Deutsche Post versteht Aufregung nicht
Bei der Deutschen Post hat man wenig Verständnis für die Kritik. "Für einen in der Öffentlichkeit stehenden Manager gibt es nie den richtigen Zeitpunkt", sagt ein Konzernsprecher dem "Spiegel". Verkaufe er bei schlechtem Kurs, heiße es, die Ratte verlasse das sinkende Schiff. Verkaufe er bei gutem Kurs, werde ihm persönliche Bereicherung vorgeworfen. Zudem hätten Zumwinkel und alle anderen Vorstände nur ganz bestimmte Phasen im Jahr, in denen sie diese Optionen überhaupt ausüben dürften, so der Sprecher weiter. Jetzt sei so eine Phase. Die Hauptversammlung sei erst im nächsten Jahr und auch entscheidende Insiderbeschlüsse stünden im Moment nicht an. Die Aktienoptionen seien Teil seiner Managementvergütung. Das sei alles transparent. Zudem habe die Post den Vorgang selbst veröffentlicht.
Zumwinkel tätigte das Geschäft am 3. Dezember. Der Kurs war zuvor nach der Entscheidung der Berliner Koalition für die Einführung eines Mindestlohns für Briefzusteller, der für die Post-Konkurrenten im Schnitt höhere Personalkosten bedeutet und die Wettbewerbssituation des Marktführers Post verbessert, gerade gestiegen. Positiv auf den Kurs dürften sich auch eigene Äußerungen Zumwinkels zur Zukunft der Post-Tochter Postbank ausgewirkt haben. Der Kurs der Postbank hatte danach deutlich zugelegt.
Die Vergütung für Zumwinkel und die übrigen Post-Vorstände setzt sich aus erfolgsabhängigen (Bonuszahlungen) und erfolgsunabhängigen (vor allem fixe Grundgehälter) Teilen zusammen. Dazu kommen Aktienoptionen. Für Zumwinkel ergab sich für das Geschäftsjahr 2006 laut Geschäftsbericht folgende Vergütung: Ein Grundgehalt von rund 1,43 Mio. Euro, eine Bonuszahlung in gleicher Höhe plus "Nebenleistungen" von rund 105 000 Euro. Das waren insgesamt knapp 3 Mio. Euro. Hinzu kam 315 000 Stück Aktienoptionen (Wert zum Stichtag 1. Juli 2006: 1,27 Mio. Euro).
Quelle: ntv.de