Stanford-Skandal Kunden stürmen Banken
18.02.2009, 21:25 UhrEinen Tag nach den massiven Betrugsvorwürfen gegen das Finanzimperium des US-Milliardärs Allen Stanford haben hunderte verzweifelte Sparer auf Antigua und in Venezuela versucht, Geld von ihren Konten abzuziehen. In der venezolanischen Hauptstadt Caracas strömten besorgte Kunden in die Filialen der Stanford International Bank. Die auf Antigua ansässige Tochterfirma der Stanford Group steht im Zentrum der Betrugsvorwürfe der US-Börsenaufsicht SEC. Nach Angaben der Regulierungsbehörden haben die Bürger des lateinamerikanischen Landes rund 2,5 Mrd. Dollar bei der Bank angelegt. Damit stamme schätzungsweise ein Drittel der dort investierten Gelder von Venezolanern.
"Ich habe die Nachrichten gehört und bin sofort hergekommen", sagte Josefina Moreno, die in Caracas lebt. Ihr Sohn habe rund 10.000 Dollar bei der Bank angelegt. Wohlhabende Venezolaner investieren ihr Geld oft im Ausland, da sie politische Krisen in dem von dem sozialistischen Präsidenten Hugo Chavez regierten Land fürchten. Ein venezolanischer Stanford-Mitarbeiter sagte, er arbeite bereits seit zwei Tagen rund um die Uhr und habe hunderte Telefonanrufe erhalten. Seinen Angaben zufolge waren alle Konten eingefroren. Auch in anderen Teilen Lateinamerikas zog der mutmaßliche Betrug Kreise: In Panama übernahmen die Regulierungsbehörden ein dem Stanford-Imperium angeschlossenes Unternehmen, eine kolumbianische Tochtergesellschaft stellte ihre Aktivitäten an der Börse ein.
Auf der Karibikinsel Antigua standen mindestens 600 Menschen vor einer Filiale der Bank of Antigua Schlange. Das Institut ist ebenfalls Teil des Finanzimperiums Stanfords. Auf Antigua und Barbuda ist der 58-jährige Milliardär der größte private Arbeitgeber. Der Ministerpräsident des Inselstaates, Baldwin Spencer, sagte, die Vorwürfe könnten "katastrophale" Auswirkungen haben. Gleichzeitig rief er die Bevölkerung jedoch auf, nicht in Panik zu verfallen.
Stanford auf der Flucht?
Wo sich Stanford aufhält, war indes am Mittwoch unklar. Einem Bericht des Fernsehsenders CNBC zufolge versuchte er einen Privatjet zu mieten, um von Houston nach Antigua zu fliegen. Die Leasingfirma habe jedoch seine Kreditkarte nicht akzeptiert. Stanford ist sowohl Bürger Antiguas als auch der USA. Das Magazin "Forbes" schätzte das Privatvermögen Stanfords im vergangenen Jahr auf 2,2 Mrd. Dollar.
Die SEC wirft Stanford vor, hochverzinste Einlagenzertifikate im Wert von acht Mrd. Dollar in betrügerischer Absicht vertrieben zu haben. Das Modell wird bereits mit dem mutmaßlichen 50-Milliarden-Dollar-Betrug des Finanzjongleurs Bernard Madoff verglichen. US-Justizminister Eric Holder sagte am Mittwoch, er hoffe, dass es keine weiteren Betrugsfälle vom Ausmaß der Fälle Stanford und Madoff gebe.
Quelle: ntv.de