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Berlin präferenzfrei LBB-Käufer mit Konzept gesucht

Das Land Berlin schließt eine politische Lösung beim Verkauf der Landesbank Berlin (LBB) klar aus. "Es gibt keine geheimen Absprachen oder Vorentscheidungen. Wir haben keinerlei Präferenzen für eine deutsche Lösung", sagte Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin in einem am Freitag veröffentlichen Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. "Wenn der Preis und das Konzept für die Bank stimmen, dann können wir mit jedem Investor leben." Es spiele keine Rolle, ob es sich um einen deutschen oder ausländischen, um einen öffentlich-rechtlichen oder privaten Investor handele. Auch das Engagement von Finanzinvestoren sei vollkommen akzeptabel.

Das Land bereitet parallel zum Bieterverfahren für sein Aktienpaket von 81 Prozent an der Landesbank einen möglichen Börsengang vor. In den vergangenen Tagen gab es in Medienberichten deshalb mehrfach Spekulationen, die LBB und die dazugehörige Berliner Sparkasse könnten -zumindest zum Großteil -in der Hand der öffentlich-rechtlichen Gruppe landen. LBB-Vorstandschef Hans-Jörg Vetter hatte zudem auf einem Bankenkongress diese Woche gesagt, er habe "Sympathie" für ein Gebot des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), unterstütze aber den von der EU-Kommission geforderten diskriminierungsfreien Verkaufsprozess. Der DSGV will die Bank unbedingt im öffentlich-rechtlichen Lager behalten.

LBB-Erlös soll Immobilien-Altlasten ausgleichen

Dem Land winkt aus dem LBB-Verkauf ein Mrd.-Erlös -Finanzkreise schätzen den aktuellen Wert des Aktienpakets auf rund sechs Mrd. Euro. "Der Erlös wird dafür benutzt, die Altlasten aus den Immobilienrisiken auszugleichen", sagte Sarrazin. Berlin hat unter anderem die Immobilienrisiken der Bank in Höhe von 21,6 Mrd. Euro für die nächsten 25 Jahre übernommen. "Derzeit ist davon auszugehen, dass davon voraussichtlich sechs bis acht Mrd. Euro in Anspruch genommen werden", sagte der Finanzsenator.

Vom zukünftigen Eigentümer der ehemaligen Bankgesellschaft verlangt Sarrazin weitreichende Zusagen. "Wir werden uns bestimmte Dinge wie etwa Arbeitsplatzgarantien oder ein eigenständiges Management vor Ort vom Erwerber zusichern lassen", sagte er. Denkbar seien etwa Beschäftigungsgarantien von zehn Jahren.

Berlin muss das Institut bis Jahresende verkaufen, weil es die Bank vor sechs Jahren nur mit Mrd.beihilfen vor einer Schieflage gerettet hat. Das hat politische Brisanz: Denn erstmals kann eine öffentlich-rechtliche Bank in die Hände von Privatinvestoren fallen. Um das zu verhindern, treten im Bieterverfahren unter dem Dach des DSGV die bundesweit rund 460 Sparkassen an. Auch einzelne Landesbanken sind auf den Geschmack gekommen: LBBW und BayernLB wollen ein eigenes Gebot abgeben, WestLB und HSH Nordbank könnten nachziehen.

Daneben wird erwartet, dass die HVB und die Commerzbank sowie mehrere ausländische Banken und Finanzinvestoren ihren Hut in den Ring werfen. Interessenten haben noch bis Montag Zeit, ein unverbindliches Angebot abzugeben. Ein späterer Einstieg ist -anders als bei anderen M&A-Transaktionen -nicht mehr möglich.

von Patricia Nann und John O'Donnell -

Quelle: ntv.de

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