Was will der BenQ-Interessent? Länder schalten sich ein
05.01.2007, 15:54 UhrNordrhein-Westfalen und Bayern haben sich erneut in die Rettungsbemühungen um BenQ Mobile eingeschaltet. Die Düsseldorfer Landesregierung lud die an dem insolventen Handybauer interessierte Investorengruppe zu Gesprächen ein. Wie das Wirtschaftsministerium mitteilte, treffen sich am kommenden Montag Vertreter der beiden Länder mit Repräsentanten der bisher anonymen deutsch-amerikanischen Investorengruppe und deren Finanzierungspartnern. Eingeladen seien auch der Insolvenzverwalter, Arbeitnehmervertreter und Verantwortliche des einstigen BenQ-Mobile-Besitzers Siemens.
"Ziel ist es, die Eckpunkte des von einer deutsch-amerikanischen Investorengruppe vorgeschlagenen Übernahmemodells und mögliche Unterstützungsmaßnahmen durch die Landesregierung abzuklären", hieß es. "Wir wollen schnell wissen, ob eine tragfähige Lösung für den insolventen Handyhersteller BenQ Mobile mit den Standorten Kamp-Lintfort und Bocholt möglich ist", erklärte Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU). Ihr bayerischer Kollege Erwin Huber (CSU) erklärte sich zu einer Landesbürgschaft für die Investoren bereit, falls der Standort München weitergeführt werde. "Für die Staatsregierung bleibt es oberstes Ziel, eine tragfähige Lösung für möglichst viele Betriebsteile und Arbeitsplätze bei BenQ Mobile zu finden. Wir sind selbstverständlich bereit, uns an Gesprächen und Verhandlungen zu beteiligen und erforderlichenfalls die Rolle eines Moderators zu übernehmen", erklärte Huber.
Die Interessenten hatten als Bedingung für den Einstieg die Unterstützung der Bundesländer gefordert, in denen BenQ zuletzt die große Mehrheit seiner Mitarbeiter beschäftigte. Offenbar haben die Investoren, die durch den Münchener Anwalt Andreas Kloyer vertreten werden, in Düsseldorf und München um Bürgschaftszusagen gebeten. Ein Sprecher von Kloyers Kanzlei räumte ein, dass es sich bei der erbetenen Hilfe um eine finanzielle Unterstützung handeln soll. Nähere Details zum Angebot und zum Zukunftskonzept könnte es am Montag geben, fügte er hinzu.
Zweiter Interessent aus den USA?
Insolvenzverwalter Martin Prager hatte bislang den Vorstoß der Gruppe als "Interessenbekundung" und nicht als konkretes Angebot bezeichnet. Ein Sprecher Pragers kündigte an, dass am kommenden Dienstag der BenQ-Gläubigerausschuss zusammentreffen wird, um über die weitere Verwertung der Insolvenzmasse zu beraten. Grundsätzlich sei der Insolvenzverwalter offen für alle ernsthaften Investoren. "Herr Prager war immer gesprächsbereit und ist es auch weiterhin", sagte der Sprecher.
Unterdessen ist einem Zeitungsbericht zufolge ein zweiter Interessent aufgetaucht. Ein von einem in den USA lebenden Deutschen geführtes Konsortium habe ernsthaftes Interesse signalisiert, berichtete die Tageszeitung "Die Welt" vorab aus ihrer Samstagausgabe unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise und Arbeitnehmervertreter. Der Insolvenzverwalter war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Die Politik hatte sich unmittelbar nach der Pleite der einstigen Siemens-Handysparte für eine Rettung stark gemacht. Nachdem Siemens seine Hilfen für die Betroffenen aufgestockt hatte, überließ sie die Investorensuche aber weitgehend dem Insolvenzverwalter.
Quelle: ntv.de