Interessenten stehen Schlange Landesbank Berlin gefragt
05.02.2007, 15:25 UhrBei der zum Verkauf stehenden Landesbank Berlin (LBB) stehen die Interessenten Schlange. 19 potenzielle Käufer aus dem In- und Ausland haben eine Interessenbekundung abgegeben, wie die Berliner Senatsverwaltung für Finanzen -Verkäuferin der LBB -am Montag mitteilte. Darunter sind sowohl öffentlich-rechtliche und private Unternehmen als auch strategische Anleger und Finanzinvestoren. Als sicher gilt aber, dass viele Interessenten am Ende nicht ernsthaft bieten werden. Die Bewerbungsfrist für die Teilnahme am Bieterverfahren ist am Montagmittag abgelaufen. Ein späterer Einstieg ist als alleiniger Bieter nicht mehr möglich.
Die eingegangenen Interessenbekundungen für die LBB und die dazu gehörende Berliner Sparkasse werden nun vom Land geprüft. Wer nicht aussortiert wird, erhält genauere Informationen über das Institut, und kann im Frühjahr auf dieser Grundlage ein indikatives Angebot abgeben.
Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin zeigte sich erfreut. "Um den Erwerb der Landesbank Berlin bewerben sich erste Adressen der nationalen und internationalen Finanzwelt. Wir werden jetzt ein für alle Bieter offenes, transparentes und faires Verfahren durchführen", erklärte er. Im Interview mit Reuters hatte er vergangene Woche gesagt, das Land habe keinerlei Präferenzen für einen bestimmten Käufer. Selbst ein Finanzinvestor komme in Frage. Beim ersten Versuch vor fünf Jahren, die damalige Bankgesellschaft zu verkaufen, hatte Sarrazin schon einmal mit einem Private-Equity-Haus verhandelt. Die Gespräche waren aber am zu niedrigen Preis gescheitert -Berlin hätte unter dem Strich sogar noch einige Millionen drauflegen müssen.
Vor diesem Problem steht das Land diesmal sicher nicht: Der finanziell angeschlagenen Hauptstadt winkt ein Milliardenerlös. Finanzkreise gehen davon aus, dass das zum Verkauf stehende LBB-Aktienpaket von 81 Prozent einen Wert von rund sechs Mrd. Euro hat. Bis zum Sommer will Berlin die Transaktion über die Bühne bringen. Parallel zum Verkauf prüft das Land einen Börsengang für die Bank.
Jeder zweite Berliner ist Kunde der LBB
Die Namen der Interessenten veröffentlichte der Senat nicht. Bekannt ist aber, dass der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) sowie die baden-württembergische LBBW, die BayernLB und die HSH Nordbank ihren Hut in den Ring geworfen haben. Auch die WestLB bestätigte am Nachmittag, sie habe ihr Interesse bekundet. In Finanzkreisen hieß es, aus dem Lager der Privatbanken seien die Commerzbank und die HVB dabei.
Vor gut fünf Jahren hätte sich die damalige Bankgesellschaft Berlin ein solches Aufgebot nicht träumen lassen. Denn 2001 stand sie kurz vor der Pleite und konnte nur mit Milliardenbeihilfen des Landes Berlin gerettet werden. Deshalb muss sie nun auf Geheiß der EU verkauft werden. Mittlerweile steht das Institut gut da: Für 2006 rechnet die LBB mit einem Vorsteuergewinn von 600 Mio. Euro. Zudem verfügt die Bank über einen beträchtlichen Marktanteil in der Hauptstadt -etwa jeder zweite Berliner ist dort Kunde.
Quelle: ntv.de