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Kahlschlag bei Siemens Löscher mahnt zur Eile

Ein Jahr nach seinem Amtsantritt startet Siemens-Chef Peter Löscher einen umfassenden Stellenabbau. 17.150 Arbeitsplätze sollen weltweit in Vertrieb und Verwaltung gestrichen werden, 6450 davon in Deutschland, wie vor dem Wochenende bereits aus dem Konzernumfeld durchsickerte. Schon vor den Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern sorgen die Pläne für mächtigen Ärger. Die IG Metall sieht sich nur unzureichend eingebunden. Löscher selbst räumte Fehler in seinem Vorgehen ein.

Der Konzern, der weltweit knapp 400.000 Mitarbeiter - davon gut 130.000 im Inland - beschäftigt, schweigt bislang zu den Details des bereits vor längerem angekündigten Sparprogramms. Demnach sollen bis 2010 rund 1,2 Mrd. Euro in Vertrieb und Verwaltung gespart werden.

Löscher drückt aufs Tempo, denn er befürchtet, dass die drastischen Rohstoff- und Ölpreissteigerungen, die Finanzkrise und die konjunkturelle Abkühlung in den USA zunehmend aufs Geschäft durchschlagen. Darum warb er in einem Brief an die Mitarbeiter um Unterstützung für die "umfassendste Umstrukturierung der vergangenen 20 Jahre".

Es gehe darum, die Früchte des von seinem Vorgänger Klaus Kleinfeld eingeleiteten Umbaus zu ernten, der zu einer deutlichen Straffung der Konzernstrukturen führte. Löscher versicherte in dem Schreiben: "Wir möchten schnell Klarheit schaffen, einen fairen Interessensausgleich für die betroffenen Mitarbeiter aushandeln, soziale Härten vermeiden und möglichst auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten."

Betroffen sind vor allem Führungskräfte des oberen und mittleren Managements, nachdem Siemens bereits Tausende einfache Jobs in der Produktion gestrichen hat. Nach Informationen aus eingeweihten Kreisen sollen nun unter anderem in Erlangen 1330 Stellen wegfallen, in München 900, in Nürnberg 600 und in Berlin 340.

Offiziell könnten die Pläne bekanntgegeben werden, nachdem am Montag in einer Woche der Wirtschaftsausschuss des Konzerns über die Kürzungen beraten hat. Dann beginnen laut "Bild"-Zeitung die Verhandlungen mit dem Betriebsrat. Bis Herbst sollen demnach der konkrete Abbauplan stehen und die betroffenen Mitarbeiter informiert werden.

Standortschließungen möglich

Die Arbeitnehmerseite fühlt sich übergangen und reagiert empört. "Wir sind verärgert, dass die Presse offenbar konkrete Zahlen kennt, bevor die Arbeitnehmervertreter von Siemens informiert wurden", sagte ein Sprecher der IG Metall in Bayern. Löscher gestand daraufhin ein, "aus heutiger Sicht sicher falsch" sei es gewesen, das Kürzungsvorhaben bereits im November anzukündigen. Schließlich habe er gewusst, danach monatelang Details schuldig bleiben zu müssen, zitierte ihn das Nachrichtenmagazin "Focus".

Der Tageszeitung "Die Welt" zufolge will Siemens in der schlingernden Verkehrssparte Mobility 2000 der 18.900 Stellen streichen. Die eine Hälfte davon solle im Rahmen des Abbauprogramms in der Verwaltung wegfallen, die andere in den Werken, vor allem in den Fabriken in europäischen Hochlohnländern. Im Rahmen des angekündigten Sanierungsprogramms sei auch die Schließung einzelner Standorte nicht ausgeschlossen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Konzernkreise.

Dem Bericht zufolge sehen Betriebsräte in dem Programm die letzte Chance für den Bereich. Sollte dieser danach nicht seine Renditeziele erreichen, drohe auch ein Verkauf. Außerdem wolle der Konzern die Tochter Siemens Industry Montage Services (Sims) mit 1300 Mitarbeitern an einen Mittelständler verkaufen.

Quelle: ntv.de

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