Siemens-Stellenabbau Löscher unter Beschuss
10.07.2008, 15:48 UhrSiemens-Chef Peter Löscher sieht die Hauptlast des massiven Stellenabbaus in dem Elektrokonzern weiterhin beim Management. Damit tritt er Vorwürfen von Arbeitnehmervertretern entgegen, die geplante Streichung von weltweit fast 17.000 Arbeitsplätzen treffe vor allem normale Beschäftigte. In der obersten Managementebene mit 2300 Mitarbeitern sollten insgesamt 8 Prozent der Stellen wegfallen und damit anteilig am meisten, sagte Löscher im Club Wirtschaftspresse München.
Beim mittleren Management mit 23.000 Mitarbeitern sollten 4 Prozent der Stellen gestrichen werden und bei den rund 100.000 Tarif-Beschäftigten 3 Prozent. "Der Schwerpunkt liegt damit klar beim Management." Weltweit will Siemens fast 17.000 Jobs streichen. Es gehe nicht um ein Mitarbeiter-Abbauprogramm, sondern um Kostensenkungen, bekräftigte Löscher.
Bayerns IG-Metall-Chef Werner Neugebauer sprach dagegen von einem "Rechentrick, den jeder Drittklässler durchschaut". "Der Stellenabbau trifft zu 75 Prozent Beschäftigte, die unter den Tarifvertrag der IG Metall fallen", erklärte Neugebauer. Das seien Beschäftigte mit maximal 6400 Euro brutto bei einer 40-Stunden-Woche. "Zu diesem Kreis gehört bestimmt niemand vom mittleren oder oberen Management."
Sowohl die Struktur, als auch die geplante Größenordnung des geplanten Stellenabbaus bedeuteten "eine Gefährdung für die Zukunftsfähigkeit des Konzerns", erklärte Neugebauer. Die IG Metall habe sich "noch nie gegen eine intelligente Form der Kosteneinsparung gewehrt. "Wenn Siemens aber nichts anderes einfällt, als die einzusparende Summe durch Köpfe zu teilen, so ist das ein bisschen wenig geistige Potenz für einen Weltkonzern."
Holding-Struktur steht nicht zur Debatte
L öscher erklärte, bei dem Stellenabbau wolle man auch die Fluktuation nutzen, die bei den Beschäftigten in Deutschland jährlich bei etwa fünf Prozent liege. Bei den rund 35.000 Mitarbeitern, die Siemens alleine in Verwaltung und Vertrieb in Deutschland habe, entspreche das pro Jahr etwa 1750 Beschäftigten. Bei einem Zeitraum von drei Jahren kämen so 5250 Mitarbeiter zusammen und damit genau so viele Arbeitsplätze, wie Siemens in Deutschland abbauen will.
Erneut wies der Siemens-Chef wiederholte Spekulationen zurück, er strebe nach dem tiefgreifenden Konzernumbau eine Holding-Struktur für Siemens an. "Unter meiner Führung wird es niemals eine Holding geben", sagte Löscher. Merkmal eines solchen Modells wäre, dass die Zentrale kein operatives Geschäft mehr hätte. "Wir machen das Gegenteil. Wir führen einen weltweit durchgängig integrierten Technologiekonzern." Löscher hatte Siemens in die drei Sektoren Energie, Medizintechnik und Industrie aufgeteilt. Daraufhin gab es wiederholt Spekulationen, die einzelnen Sparten könnten verselbstständigt und beispielsweise an die Börse gebracht werden.
Quelle: ntv.de