Auf der langen Bank Lohnerhöhungen vertagt
11.04.2009, 12:02 UhrJeder zweite Betrieb in der Metall- und Elektroindustrie will einem Zeitungsbericht zufolge die Tariferhöhung Anfang Mai nicht gewähren. Millionen Beschäftigte müssten auf eine Lohnsteigerung von 2,1 Prozent verzichten, obwohl sie im Herbst 2008 vereinbart worden sei, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" nach einer Umfrage unter Arbeitgebern und Arbeitnehmern der Metallbranche. Eine Klausel im Tarifvertrag erlaubt Betrieben in Schwierigkeiten, die Erhöhung um sieben Monate zu verschieben.
Die Lohnsteigerung war für den 1. Mai 2009 geplant. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall schätzt, dass jeder zweite Betrieb die Erhöhung vermeiden will. Der Leiter des IG-Metall-Bezirks Frankfurt, Armin Schild, sagte, in Thüringen wolle fast die Hälfte der Betriebe die Lohnerhöhung nicht von Mai an zahlen, in Hessen und Rheinland-Pfalz jeder dritte und im Saarland jeder vierte. "Die Situation wird von Woche zu Woche schwieriger", sagte Schild, "die Zahl der Betriebe mit ernsthaften Problemen nimmt drastisch zu." Er rechne damit, dass die Zahl der Betriebe, die die 2,1 Prozent streichen wollen, bis Anfang Mai noch zunehme.
"In wirtschaftliche Schwierigkeiten"
In anderen Teilen Deutschlands sei die Tendenz ähnlich. Der bayerische IG-Metall-Bezirksleiter Werner Neugebauer berichtete, dass in 20 Prozent der Betriebe über eine Verschiebung der Tariferhöhung verhandelt werde. In Nordrhein-Westfalen liegt der Anteil nach Gewerkschaftsangaben "deutlich unter zehn Prozent", im Bezirk Küste bei zehn Prozent. Die IG Metall in Baden-Württemberg äußerte sich nicht. Da in diesem Bundesland ein großer Teil der Auto- und Zulieferindustrie liegt, dürfte die Zahl der Betriebe, die die Tariferhöhung nicht gewähren wollen, hoch sein. Zu ihnen gehört Daimler.
Möglich ist das Vorgehen der Arbeitgeber wegen einer Klausel im Tarifvertrag, den sie im vergangenen November mit der IG Metall abgeschlossen haben. Sie vereinbarten für die 3,6 Mio. Beschäftigten zwei Lohnsteigerungen von jeweils 2,1 Prozent - eine zum 1. Februar, eine zum 1. Mai. Die zweite Erhöhung kann ein Betrieb um bis zu sieben Monate verschieben, falls er sich "in wirtschaftlichen Schwierigkeiten" befindet. Voraussetzung dafür ist eine Einigung mit dem Betriebsrat.
Quelle: ntv.de