Krisenplan von der Insel London wirbt um Beistand
22.09.2008, 09:21 UhrGroßbritannien will sich weltweit für bessere Regulierungen im Finanzsektor einsetzen und hat andere Länder aufgerufen, sich daran zu beteiligen. Ein ähnliches Rettungspaket, wie die USA es auflegen wollen, soll es in Großbritannien aber nicht geben. Das Finanzministerium verwies auf ein Maßnahmen-Paket der Bank of England, das im Sommer aufgelegt und vergangene Woche verlängert wurde, um die Bilanzen der Banken aufzubessern.
Premierminister Gordon Brown und Finanzminister Alistair Darling wollen nach dem Labour-Parteitag in Manchester voraussichtlich am Mittwoch nach New York fliegen, um eine internationale Vereinbarung zu stärkeren Regulierungen anzugehen.
Zittern am Finanzplatz London
"In den kommenden Wochen werden Gordon und ich in den USA und in Europa sein und mit Finanzministern auf der ganzen Welt sprechen, um Maßnahmen zu ergreifen, um Fehler und Fehleinschätzungen, die die Krise hervorgerufen haben, zu vermeiden", sagte Darling in einer vorab verbreiteten Rede. Großbritannien werde die weltweite Suche nach einer Lösung anführen, sagte Darling. Das Problem könne aber nicht nur ein Land allein lösen. "Eine Regierung allein kann nicht mit den Auswirkungen der Globalisierung fertig werden."
Großbritannien ist von der Finanzkrise besonders stark betroffen, da das Land besonders vom Bankensektor abhängig ist. Nach dem Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers wurde die angeschlagene, größte britische Hypothekenbank HBOS quasi im Eilverfahren von der Konkurrenzbank Lloyds TSB übernommen.
Gleichmut in Frankreich
In Frankreich gibt es nach Aussage der Finanzministerin Christine Lagarde keine Pläne für eine vergleichbare Rettungsaktion für die Finanzbranche wie in den USA. "Frankreichs Banken sind sehr viel gesünder als jene in den USA", sagte die Ministerin. Ihre Aktiva seien "größtenteils ausreichend", um ihre Verluste zu decken.
Daher sei in Frankreich auch kein Verbot von Leerverkäufen geplant. Nach Einschätzung von Lagarde wird das Hilfsprogramm in den USA für den Finanzsektor wenigstens 1 Billion US-Dollar kosten.
Die Niederlande handeln
Zuvor war bekannt geworden, dass nun auch die Niederlande kurzfristige Spekulationen mit Kursverlusten unterbinden. Mit dem seit Montagmorgen geltenden Verbot des Verkaufs von geliehenen Aktien (short selling) schloss sich die Regierung in Den Haag ähnlichen Maßnahmen zur Eindämmung riskanter Aktienspekulationen in den USA, Deutschland, Großbritannien und weiteren Staaten an. Die Bafin hatte entsprechende Maßnahmen am späten Freitagabend bekannt gegeben.
Das Short-Selling-Verbot gelte in den Niederlanden für zunächst drei Monate, erklärte Finanzminister Wouter Bos. Damit sollten vor allem große Anlagefonds vor spekulativen Angriffen durch das gezielte Ausstreuen negativer Gerüchte über deren Wertentwicklung geschützt werden.
Quelle: ntv.de