Weitere Pleiten möglich Lufthansa-Chef warnt
14.05.2008, 20:54 UhrLufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber rechnet mit weiteren Pleiten und Fusionen in der Luftfahrt. Insbesondere der enorm gestiegene Ölpreis sowie Investitions- und Managementfehler würden noch mache Luftfahrtgesellschaften in den USA und Europa zum Aufgeben oder aber Zusammenschluss mit anderen Fluglinien zwingen, sagte Mayrhuber vor dem Internationalen Luftfahrt Club in Washington.
Mayrhuber forderte erneut von den USA die Aufgabe der wirtschaftlich regulierten Luftfahrt-Industrie. Bisher können europäische Investoren in den USA nur bis zu 24,9 Prozent Anteile an US-Fluggesellschaften erwerben. Auch im Bereich der Sicherheit braucht es zugunsten der Effizienz und im Interesse der Passagiere nach den Worten des LH-Vorstandsvorsitzenden international verbindliche Abmachungen, die die unnötige und teure Vielfalt der verschiedenen unilateralen Maßnahmen beenden würden.
Alitalia benötigt dringend Geld
Unterdessen hat die um ihr Überleben kämpfende italienische Fluggesellschaft Alitalia ihre Verluste zu Jahresbeginn ausgeweitet. Operativ betrug das Minus im ersten Quartal 161 Millionen Euro. Vor einem Jahr hatte der Verlust noch bei 113 Millionen Euro gelegen. Den Verlust vor Steuern wies Alitalia mit 215 Millionen Euro nach 152 Millionen im ersten Quartal 2007 aus. Das Unternehmen warnte bei der Vorlage der Zahlen, es könne nicht mehr lange mit der Ungewissheit über die eigene Zukunft sowie mit den hohen Ölpreisen zurechtkommen.
Die Unsicherheit über den Fortbestand des Konzerns nach dem Scheitern der Verkaufspläne an Air France-KLM schade der Glaubwürdigkeit und beeinträchtige den Verkauf von Flugtickets, hieß es. Das Unternehmen brauche dringend eine Kapitalerhöhung, um an Geld zu kommen. Weiter erklärte Alitalia, man begrüße die Bitte eines Mitarbeiters von Ministerpräsident Silvio Berlusconi um vertrauliche Informationen für ein Konsortium, das ein Kaufangebot für den Konzern erwäge. Vor der Herausgabe von Daten benötige man jedoch Beweise für das Interesse der Gruppe. Berlusconi treibt eine nationale Lösung für die Rettung der hoch verschuldeten Fluglinie Alitalia voran. Er hatte im vergangenen Monat angekündigt, dass eine italienische Firmengruppe gemeinsam mit Banken und Fluglinien nach einer Buchprüfung bei Alitalia ein Gebot machen werde.
Alitalia fliegt täglich einen Verlust von einer Million Euro ein und bekam diesen Monat bereits einen Überbrückungskredit über 300 Millionen Euro von der Regierung unter Berlusconis Vorgänger Romano Prodi. Mit dem Darlehen kann die Airline ihren Flugbetrieb zunächst aufrechterhalten. Das italienische Kabinett hatte den Kredit im April bewilligt, um nach dem Rückzug des Übernahmeangebots von Air France-KLM das Überleben der verlustträchtigen Airline während der Suche nach einer Alternativlösung zu sichern. Italien will seinen Anteil von 49,9 Prozent an Alitalia verkaufen. Ein Geschäft scheiterte aber bislang vor allem wegen des Widerstands der Gewerkschaften. Die Deutsche Lufthansa hatte in der Vergangenheit stets betont, von einem Angebot für den Konkurrenten abzusehen.
Quelle: ntv.de