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Sonderflugplan in Kraft Lufthansa streicht Flüge

Die Streiks bei der Lufthansa zeigen immer mehr Wirkung: Für die nächsten fünf Tage würden zehn Prozent aller Deutschland- und Europaflüge gestrichen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Frankfurt mit. Für die Interkontinentalflüge solle in Kürze ebenfalls ein Sonderflugplan vorgelegt werden. "Damit finden rund 90 Prozent aller Lufthansa-Kontinentalflüge statt", hieß es in einer Mitteilung.

Der Sonderflugplan diene dazu, den Passagieren Planungssicherheit zu geben. "Durch diese Vorsorgermaßnahme stabilisiert Lufthansa zusätzlich den Flugplan", hieß es. Der Sonderflugplan sei im Internet unter www.lufthansa.com abrufbar. Zudem gibt es Auskünfte unter der Telefonnummer 0800 - 850 60 70.

An diesem Donnerstag fallen wegen des Streiks 28 Langstreckenflüge aus. Damit hat sich die Zahl der Ausfälle auf den Interkontinentalstrecken im Vergleich zum Vortag mehr als verdoppelt. Am stärksten ist Frankfurt mit zwölf Abflügen betroffen, in München und Düsseldorf entfällt jeweils ein Start, wie das Unternehmen mitteilte. Auch die Rückflüge entfallen. Die meisten der Flüge waren für Ziele in Amerika und Asien geplant.

Arbeitskampf, Tag drei

Am dritten Tag des Arbeitskampfes der Gewerkschaft Verdi wurden erstmals auch Flüge auf der Langstrecke gestrichen. Insgesamt fielen am Mittwoch 82 Flüge aus. Lufthansa kündigte bei der Vorlage der Halbjahresbilanz neue Sparmaßnahmen an und verhängte für das Passagiergeschäft einen Einstellungsstopp.

Durch den Streik konnten sechs Maschinen nach Amerika, Indien und Dubai nicht abheben, auch die Rückflüge mussten gestrichen werden. Zudem wurden wie am Vortag rund 70 Kurzstreckenflüge aus dem Flugplan genommen, wie das Unternehmen mitteilte. Die Fluggesellschaft versuchte, die betroffenen Passagiere auf andere Maschinen oder die Bahn umzubuchen.

Finanziell getroffen wird Lufthansa laut Verdi auch durch Streiks im Frachtbereich. Der Umschlag bei Lufthansa Cargo am Drehkreuz in Frankfurt sei "völlig zum erliegen gekommen", sagte Verdi-Sprecher Harald Reutter. Auch die Werft in Hamburg sei "komplett dicht". Ein Unternehmenssprecher der Werft räumte zwar Produktionsbehinderungen ein. In den Hallen werde aber weiter gearbeitet. "Wir können von Hamburg aus noch alle Kunden bedienen", hieß es. Auch Lufthansa Cargo wies die Darstellung zurück: Die Frachtflugzeuge seien planmäßig im Einsatz, auch der Umschlag funktioniere. Man habe auch externe Firmen und Mitarbeiter aus dem Ausland im Einsatz.

Von Tag zu Tag schlimmer

"Es wird sich jetzt von Tag zu Tag die Lage verschärfen", sagte Reutter. Wie an den beiden Vortagen hätten sich erneut rund 5000 Mitarbeiter an dem Streik beteiligt. Bei einer Kundgebung vor der Lufthansa-Zentrale in Frankfurt erklärte Verdi-Verhandlungsführer Erhard Ott, eine Rückkehr an den Verhandlungstisch könne es nur bei einem verbesserten Angebot geben.

Nach Angaben von Verdi soll der Streik am Donnerstag fortgesetzt werden. Besondere weitere Aktionen seien nicht notwendig, weil die Auswirkungen des Streiks sich automatisch steigerten, hieß es in Frankfurt. Für Berlin kündigte Verdi dagegen eine Ausweitung des Arbeitskampfes an. Dort ist auch eine Kundgebung geplant.

Die Gewerkschaft verlangt für rund 50.000 Lufthansa-Beschäftigte am Boden und in der Kabine 9,8 Prozent mehr Geld. Lufthansa hatte zuletzt gestaffelt 6,7 Prozent bei 21 Monaten Laufzeit und eine Einmalzahlung angeboten. Verdi will auch für die Mitarbeiter in der Kabine verhandeln, hat dort aber deutlich weniger Mitglieder als die konkurrierende Unabhängige Flugbegleiter Organisation UFO.

Streiks ohne Ende?

Diese Spezialgewerkschaft hat bereits angekündigt, im kommenden Jahr eine Tariferhöhung um 15 Prozent durchsetzen zu wollen. Sie beteiligt sich nicht am derzeitigen Arbeitskampf. Es sei "sehr wahrscheinlich", dass ein Arbeitskampf nötig sei, sagte Joachim Müller, Leiter Tarifpolitik und Recht bei UFO. UFO sei straff organisiert und vertrete "Funktionseliten": Ohne Flugbegleiter könne keine Maschine starten.

Lufthansa-Finanzchef Stephan Gemkow verteidigte das Angebot an Verdi. "Wir sind ganz klar an der Schmerzgrenze." Frühere Rekordgewinne seien angesichts weiter gestiegener Ölpreise und der Abschwächung der Wirtschaftslage kein Argument. Bei einem anhaltend hohen Ölpreis müsse davon ausgegangen werden, dass 2008 das Ergebnis des Vorjahres im Passagierbereich nicht erreicht werde. Allerdings hält das Unternehmen an seinem Ziel fest, beim operativen Gewinn auf Konzernebene an den Rekordwert von fast 1,4 Mrd. Euro aus dem Vorjahr anzuknüpfen.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat die Gewerkschaft Verdi aufgefordert, im Tarifkonflikt bei der Lufthansa an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Der Streik schadet Luftverkehr, Tourismus, Logistik und die gesamte Volkswirtschaft", sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf. "Es ist unverhältnismäßig, wenn einige ihre Interessen mit Streik durchsetzen wollen ohne Rücksicht auf die volkswirtschaftlichen Konsequenzen." Ohnehin stehe die Luftfahrtbranche unter anderem wegen der hohen Treibstoffkosten vor großen Herausforderungen.

Bereits vor einem Monat hatte Lufthansa einen Einstellungsstopp für die Verwaltung erlassen, nun trifft es auch das Kerngeschäft. Im ersten Halbjahr hatte Lufthansa noch 2800 neue Stellen in Deutschland geschaffen, Ende Juni waren weltweit 108.000 Mitarbeiter im Konzern. Nicht betroffen vom Einstellungsstopp seien Fachkräfte etwa bei der Technik, die dringend gesucht würden, sagte ein Sprecher. Auch für Piloten gelte der Stopp nicht.

Hohe Treibstoffkosten

Mit einem Maßnahmenpaket sollen bei der Passagierbeförderung insgesamt rund 250 Mio. Euro eingespart werden. Dazu zählen auch mögliche Kapazitätsreduzierungen im kommenden Winterflugplan oder eine Erhöhung der Treibstoffzuschläge. Das Unternehmen wolle seine Flexibilität im Krisenfalle auch nutzen, sagte Finanzvorstand Gemkow. Das abgeschwächte Wirtschaftswachstum und der Treibstoffpreis würden nicht ohne Folgen bleiben. Insgesamt bleibe man aber vorsichtig optimistisch.

Die Lufthansa hatte bereits am Dienstagabend Eckdaten zum ersten Halbjahr veröffentlicht. Der operative Gewinn kletterte unter anderem wegen der erstmaligen Einbeziehung der Swiss um rund 45 Prozent von 486 auf 705 Mio. Euro. Der Umsatz legte um fast 20 Prozent auf 12,1 Mrd. Euro zu. Unter dem Strich sank das Ergebnis um mehr als die Hälfte auf 402 Mio. Euro, was auf Sondereffekte aus dem Vorjahr zurückzuführen ist.

Quelle: ntv.de

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