Einstellungsstopp Lufthansa verschlankt sich
30.07.2008, 11:57 UhrDer hohe Ölpreis hinterlässt bei der Lufthansa deutliche Spuren im Passagiergeschäft. Trotz eines strikten Kostenmanagements werde der Bereich Flugreisen im laufenden Jahr voraussichtlich das Ergebnis des Vorjahres nicht erreichen, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Halbjahresbericht. Dennoch will Lufthansa 2008 aufgrund deutlicher Gewinnzuwächse in anderen Geschäftsfeldern - etwa bei der Frachttochter Cargo und dem Technikbetrieb - an das operative Ergebnis von 1,4 Mrd. Euro aus dem Vorjahr anknüpfen.
Die Treibstoffkosten sind bei der Fluggesellschaft mittlerweile der weitaus größte Ausgabeposten. Im ersten Halbjahr legte der Aufwand für Kerosin um knapp 50 Prozent auf 2,5 Mrd. Euro zu. Gebremst wurde der Anstieg aber durch Sicherungsgeschäfte und den starken Euro. Zudem steuert Lufthansa mit sogenannten Kerosinzuschlägen gegen, die jedoch Passagiere abschrecken könnten. Im ersten Halbjahr seien die Buchungen zwar stabil geblieben. "Dennoch ist für die zweite Jahreshälfte nicht auszuschließen, dass sich die gesamtwirtschaftliche Entwicklung dämpfend auf die Nachfrage nach Flugreisen auswirken wird", hieß es.
Flugausfälle auf der Langstrecke
Ein weiterer Stolperstein auf dem Weg zu einem neuerlichen Rekordgewinn könnte der seit Montag laufende Streik des Bodenpersonals sein, der Lufthansa nach Einschätzung von Analysten täglich rund fünf Mio. Euro kosten. Ein Ende des Tarifkonflikts mit der Gewerkschaft Verdi, die für die Mitarbeiter eine deutliche Gehaltssteigerung fordert, ist nicht in Sicht. Am Mittwoch fielen auch erstmals Interkontinentalflüge streikbedingt aus.
Im ersten Halbjahr erfüllte Lufthansa mit einer Ergebnissteigerung um 45 Prozent auf 705 Mio. Euro die Erwartungen von Analysten. Der Umsatz legte um knapp 20 Prozent auf gut zwölf Mrd. Euro zu.
Einstellungsstopp und Kapazitätensenkung
W ährend die Streiks nunmehr in den dritten Tag gehen, verhängt die Lufthansa in ihrem Kerngeschäft Passagierbeförderung einen Einstellungsstopp. Neben der Verwaltung sei seit vergangener Woche auch der Flugbereich betroffen, teilte Finanzvorstand Stephan Gemkow am Mittwoch mit. Möglich sei auch die Ausweitung auf andere Bereiche des Konzerns.
Zudem werde eine Reduzierung der Kapazität im nächsten Winterflugplan geprüft. Mit einem Bündel von Maßnahmen sollen insgesamt 250 Millionen Euro eingespart werden. Anfang des Jahres hatte das Unternehmen noch angekündigt, 4300 Mitarbeiter einstellen zu wollen. Im ersten Halbjahr gab es einen Zuwachs um 2800 Stellen. Lufthansa hatte Ende Juni weltweit rund 108.000 Mitarbeiter.
Quelle: ntv.de