Meldungen

Vorstand offenbar informiert Mängel im RWE-Stromnetz

Die heftige Kritik am Energieversorger RWE wegen des Stromchaos Ende November reißt nicht ab. Der RWE-Vorstand ist einem Magazinbericht zufolge seit Jahren über gravierende Mängel in seinem Stromnetz informiert gewesen.

Bis zu 60 Prozent aller RWE-Hochspannungsmasten hätten teilweise schwer wiegende Materialfehler aufgewiesen, berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Samstag vorab aus seiner am Montag erscheinenden Ausgabe und berief sich dabei auf interne Papiere des RWE-Vorstandes von Ende 2003. Aus internen Risikoanalysen gehe hervor, dass viele Masten nicht einmal 40 Prozent der normalen Zugbelastung standhielten und die gesetzliche Norm unterschritten, berichtete das Magazin weiter. Grund für den maroden Zustand des Netzes sei der früher im Mastenbau verwendete Stahl, der im Laufe der Jahre spröde werde, berichtete das Magazin unter Berufung auf Notizen von RWE-Ingenieuren an den Vorstand aus den Jahren 2000 und 2001.

RWE sei seit Jahren bekannt, dass Stahlmasten aus mangelhaftem Stahl im Alterungsprozess an Elastizität verlieren können, sagte ein Unternehmenssprecher am Samstag. Die entsprechenden Strommasten im RWE-Versorgungsgebiet würden alle bis 2015 saniert. Dafür habe RWE Investitionen über 550 Mio. Euro vorgesehen. Das Konzept sei mit Hilfe eines externen Gutachters bereits vor mehreren Jahren entwickelt worden. Von den rund 2900 veralteten Masten seien inzwischen rund 70 Prozent modernisiert worden.

Druck auf RWE von allen Seiten

Die Düsseldorfer Landesregierung hatte den Versorger aufgefordert, Rechenschaft über seine Investitionen in die Stromnetze in der Region abzulegen. Der energie- und wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Wilhelm Droste, hatte erklärt: "Das Unternehmen hat angesichts seines Monopolcharakters eine besondere Verpflichtung, den in Not geratenen und geschädigten Menschen zu helfen."

Um besonders betroffenen Bürgern zu helfen, will der Energieversorger einen fünf Millionen Euro umfassenden Härtefallfonds einrichten. Haftungsansprüche seiner Kunden schloss der Energieversorger aber kategorisch aus, da die Stromausfälle durch eine Naturkatastrophe ausgelöst worden seien. Der Hilfsfonds werde "unabhängig von jedweder rechtlichen Verpflichtung" eingerichtet, betonte das Unternehmen.

RWE beginne nun außerdem mit einer umfassenden Schadens- und Ursachenanalyse, hatte der Konzern mitgeteilt. Diese soll nach Gesprächen mit der Bundesnetzagentur mit einem unabhängigen Gutachten vorangetrieben werden. Die Bundesnetzagentur in Bonn als Kontrollorgan für die Stromnetze hatte RWE bereits zur Aufklärung aufgefordert.

Der im RWE-Vorstand für das Stromnetz zuständige Werner Roos lehnte in einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstagausgabe) weiter jede Haftung ab. "So ein Naturereignis habe ich in meiner sechsundzwanzigjährigen Zeit bei RWE noch nicht in unserem Netz erlebt", sagte er der Zeitung. "Kein Stromnetz hält dieser Belastung stand." Der wirtschaftliche Gesamtschaden für RWE betrage 35 Millionen Euro, ergänzte er laut der "FAZ".

Die Stromausfälle im Münsterland sind seit Mittwochabend nach tagelanger Dauer behoben. Die Ausfälle, zu denen es durch gerissene Leitungen und umgestürzte Strommasten infolge heftiger Schneefälle gekommen war, betrafen zeitweise 250.000 Menschen.

Für die Betriebe in der Region hat der Stromausfall nach ersten Schätzungen der Industrie- und Handelskammer Münster einen Schaden von mehr als 100 Mio. Euro verursacht.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen