Poker um Chrysler Magna will mitspielen
13.04.2007, 18:25 UhrDie Bewerber für die angeschlagene US-Tochter des Autobauers DaimlerChrysler wagen sich aus der Deckung. Nach der Milliardenofferte des US-Investors Kirk Kerkorian meldete am Freitag der kanadische Autozulieferer Magna offiziell sein Kaufinteresse für Chrysler an. Gegenwärtig würden "mögliche Alternativen für die Zukunft von Chrysler" geprüft, teilte das Unternehmen im kanadischen Aurora mit. Ein Sprecher in der Stuttgarter DaimlerChrysler-Zentrale wollte das nicht kommentieren.
Magna bemühe sich, Klarheit über die Zukunft des US-Autobauers zu bekommen und über die Rolle, die Magna dabei spielen könne. Es sei aber keineswegs sicher, dass es zu einem Abschluss kommt. Der Zulieferer betonte, dass DaimlerChrysler einer seiner größten Kunden sei. Die Aktien des Stuttgarter DAX-Konzerns reagierten mit einer kurzen Erholung auf den zweiten Kaufinteressenten für den US-Autobauer innerhalb weniger Tagen. Am Nachmittag verlor die Aktie noch 0,29 Prozent auf 61,09 Euro, nachdem sie in einer ersten Reaktion auf die Nachricht ihre Verluste bis auf 61,25 Euro reduziert hatte.
Magna und sein potenzieller Partner, die kanadische Investmentfirma Onex, wollen nach Informationen des "Wall Street Journal" jeweils gleich große Minderheitsbeteiligungen an Chrysler übernehmen, während Daimler eine kleine Beteiligung behalten würde. Um Interessenkonflikte als Zulieferer und Autohersteller zu vermeiden, würde Magna für Chrysler eine separate Gesellschaft bilden und für Design und Fertigung zuständig sein. Das Engineering würde ausgelagert. Die Firmen nahmen dazu keine Stellung.
DaimlerChrysler-Vorstandsmitglied Rüdiger Grube trifft sich Medienberichten zufolge in dieser Woche in New York mit Kaufinteressenten. Dazu zählen der Onlineausgabe der "Detroit News" vom Freitag zufolge neben Magna das Investmentfirmen-Team Blackstone Group und Centerbridge Partners und die Investmentfirma Cerberus Capital Management. US-Milliardär Kerkorian, der über seine Investmentfirma Tracinda 4,5 Mrd. US-Dollar (3,3 Mrd Euro) in bar für Chrysler geboten hatte, soll jedoch nicht zu den Verhandlungen eingeladen worden sein. Der DaimlerChrysler-Sprecher wollte diese Informationen ebenfalls nicht kommentieren.
Die Investmentfirmen hätten sich in den vergangenen Wochen auch an die größten amerikanischen Autohändler wie Lithia Motors, AutoNation und Group 1 Auto gewandt, um Informationen über den Autohersteller und den Markt zu erhalten. Es seien auch kleinere Händler befragt worden. Chrysler habe insgesamt 3.750 Autohändler.
Der Absatz der amerikanischen DaimlerChrysler-Tochter legte unterdessen in Deutschland im ersten Quartal deutlich zu. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sei der Absatz der Marken Chrysler, Jeep und Dodge um ein Drittel auf 4418 Fahrzeuge gestiegen, sagte der Chef der gemeinsamen deutschen Vertriebsorganisation, Peter Alexander Trettin, auf der Automesse AMI in Leipzig. Mit sechs neuen Modellen, die Chrysler, Dodge und Jeep auf der AMI vorstellen, wolle die Chrysler Group nun auf dem deutschen Markt weiter zulegen.
Quelle: ntv.de