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SoGen-Betrugsaffäre Management unter Druck

In der Affäre um Milliardenbetrug bei der Socit Gnrale gerät das Management der französischen Großbank zunehmend unter Druck. Bereits im November 2007 sei die Bank aus dem Ausland wegen der Geschäfte ihres Händlers Jrme Kerviel angesprochen worden, sagte Staatsanwalt Jean-Claude Marin am Montag in Paris. Die Informationen sollen von der Derivatebörse Eurex gekommen sein, an der auch die Deutsche Börse beteiligt ist. Kerviel soll das Geldinstitut mit Spekulationen auf Aktienindizes um fast fünf Milliarden Euro gebracht haben.

Die Pariser Staatsanwaltschaft eröffnete noch am Montag ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugs und Untreue gegen den Kerviel. Der 31-Jährige wurde unter Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt. Dem Händler droht eine mehrjährige Haftstrafe. Daneben erstattete ein Anwalt im Namen von rund 100 Kleinanlegern Anzeige wegen des Verdachts auf Kursmanipulation und Insiderhandel bei der Bank.

Unterdessen hat sich der Sturzflug der Socit-Gnrale-Aktien fortgesetzt. Die Titel fielen um 3,82 Prozent auf 71,05 Euro. Auslöser war auch die Aussage der französischen Regierung, sie werde die Bank vor einer feindlichen Übernahme schützen. Die Socit Gnrale steht auch wegen anderer Affären im Blickpunkt. Vom 4. Februar an muss sie sich einem Prozess wegen Geldwäsche stellen.

"Nur im Interesse der Bank gehandelt"

Kerviel sollte für die Bank Arbitragegeschäfte auf dem Markt für Indexoptionen tätigen. Um die kleinen Ertragsdifferenzen gewinnbringend zu nutzen, musste er große Aufträge vergeben. Die Marktrisiken sollte er mit Gegengeschäften aber klein halten. Weil Kerviel große Risiken mit Scheingeschäften buchtechnisch ausglich, konnte er die Kontrolleure über das wahre Ausmaß seiner Geschäfte lange täuschen. Der Händler behauptet, nur "im Interesse der Bank gehandelt" zu haben.

Staatsanwalt Marin sagte, Kerviel habe zugegeben, seit Ende 2005 seine Grenzen überschritten und dies mit falschen Mails und Computerbefehlen vertuscht zu haben. Er gebe an, alleine gehandelt zu haben. Mit der Untersuchungshaft sollten er und mögliche Zeugen vor Beeinflussung bewahrt werden. Der Händler habe anscheinend die Bank nicht schädigen wollen. Er hatte auf hohe Prämien für Riesengewinne gehofft. Kerviels Anwalt zufolge verbuchte er mit seinen Geschäften zum Jahreswechsel noch ein Plus von 1,5 Milliarden Euro.

Die Sache mit dem "Rauchvorhang"

Die Bank hatte die Märkte erst am Donnerstag über ihre Verluste informiert, nachdem sie für 50 Milliarden Euro Geschäfte mit Börsenindizes abgestoßen oder abgesichert hatte. Die Notverkäufe hätten den Schaden verhältnismäßig gering gehalten, erklärte das Institut. Statt fünf Milliarden hätte der Schaden auch zehn Mal so hoch sein können, sagte Konzernchef Daniel Bouton. Kritiker werfen der Socit Gnrale vor, sie hätte die vor einer Zinsentscheidung stehende US-Zentralbank ebenso wie die Pariser Aufsichtsbehörden vorab informieren müssen. Auch die französische Regierung wurde erst im Nachhinein unterrichtet.

Die Bank habe die Risikopositionen in Höhe von 50 Milliarden Euro "überstürzt und unter anormalen Bedingungen liquidiert", erklärten Kerviels Anwälte. Sie habe "erheblich substanziellere Verluste" hinter einem "Rauchvorhang" verbergen wollen. Konzernchef Bouton wies dies zurück. "Wie soll man sich vorstellen, dass wir ein Loch mit einem anderen versteckt haben? Das ist völlig idiotisch."

Quelle: ntv.de

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