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Mindestens minus 5 Prozent Massive Rezession

Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise stürzt Deutschlands Wirtschaft in die tiefste Rezession seit den 1930er Jahren. Nach einer Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) schrumpft die Wirtschaft in diesem Jahr um 5,6 Prozent - es ist einer der heftigsten Einbrüche in Europa. IWF-Chefökonom Jörg Decressin prophezeite gegenüber n-tv eine Arbeitslosenquote von rund zehn Prozent.

Die Bundesregierung rechnet nach Angaben der Minister für Finanzen und Wirtschaft, Peer Steinbrück (SPD) und Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), mit einem Minus von mindestens 5,0 Prozent.

Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten einen noch tieferen Absturz: ein Minus von 6,0 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) voraus, wie in Berlin zu erfahren war. Sie rechnen deshalb für 2009 mit einem Verlust von rund einer Mio. Arbeitsplätzen.

Weltweit erwartet der IWF für 2009 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,3 Prozent: der mit Abstand schlimmste Einbruch seit dem Zweiten Weltkrieg. Das geht aus dem jüngsten globalen Ausblick hervor, den der IWF am Mittwoch in Washington vorlegte.

Nur Irland erwischt es in Eurozone härter

Die Bundesregierung rechnet mit einem Einbruch in einer Größenordnung, wie sie der IWF unterstellt, und signalisierte, eigene Prognose kräftig zu senken. Dem Vernehmen nach rechnet die Regierung für 2009 mit einem Minus von rund 5 Prozent. Die neue Vorhersage wird am 29. April vorgelegt. Bei der vergangenen Schätzung im Januar ging die Regierung noch von einem Rückgang des BIP von 2,25 Prozent aus.

Deutschland hat seit dem Zweiten Weltkrieg bisher fünf Rezessionsjahre erlebt, doch so verheerende Prognosen wie für das laufende Jahr gab es noch nie. Die schlimmste Rezession in der Nachkriegszeit schlug 1975 mit einem Minus von 0,9 Prozent zu Buche.

In der Eurozone stürzt in diesem Jahr laut IWF nur noch die irische Wirtschaft schwerer ab als die deutsche - Irland muss sich auf ein Minus von acht Prozent einstellen. Während der IWF weltweit für 2010 wieder ein leichtes Wachstum von 1,9 Prozent erwartet, wird für Deutschland laut Prognose die Talfahrt weitergehen: Sie wird auch im kommenden Jahr schrumpfen - um ein Prozent.

"Nicht unplausibel"

Der Internationale Währungsfonds korrigierte praktisch alle im Januar getroffenen Länderprognosen nach unten. Der IWF schrieb, die deutsche Wirtschaft leide vor allem unter ihrer Exportabhängigkeit und dem schwachen Binnenmarkt. Der IWF schätzt, dass das weltweite Handelsvolumen in diesem Jahr um elf Prozent schrumpft.

"Die vom IWF vorgelegten Zahlen sind aus unserer Sicht nicht unplausibel", sagte Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen. Ein neues Konjunkturpaket sei von der Bundesregierung nicht geplant. Es gehe darum, bisher getroffene Maßnahmen umzusetzen. Die bisherigen zwei Konjunkturpakete für dieses und nächstes Jahr haben ein Volumen von mehr als 80 Mrd. Euro.

Pessimistisch sind die führenden deutschen Forschungsinstitute für den Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit werde im Herbst die Marke von vier Millionen überschreiten und 2010 auf knapp 4,7 Mio. steigen, schrieb die "Süddeutsche Zeitung". Unter Berufung auf Informationen aus dem Kreis der Institute hieß es weiter, dass für 2010 nur noch mit einem leichten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 0,5 Prozent gerechnet werden müsse.

Riesige Etatlöcher

Zudem rechnen die Institute wegen des Konjunktureinbruchs mit erheblichen Fehlbeträgen in den öffentlichen Haushalten. Für 2009 veranschlagen sie das Finanzierungsdefizit auf 89 Mrd. Euro. Dies entspricht 3,7 Prozent des prognostizierten Bruttoinlandsprodukts (BIP). Für das nächste Jahr erwarten die Institute demnach sogar ein enormes Haushaltsloch von mehr als 132 Mrd. Euro. Die Defizitquote würde damit auf 5,5 Prozent des BIP anziehen, berichtete die Zeitung.

Asmussen sagte, der IWF erkenne die Maßnahmen gegen die Krise und die wichtige Rolle der "automatischen Stabilisatoren" an, hieß es. Diese kommen in Deutschland zum Tragen. Dabei lässt der Staat im Abschwung eine konjunkturbedingte Erhöhung des Staatsdefizits zu und verhindert dies nicht durch höhere Abgaben oder Ausgabenkürzungen. Das betrifft Mehrausgaben etwa der Sozialkassen. Solche Stabilisatoren gibt es so in anderen Ländern wie den USA nicht.

Quelle: ntv.de

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