Fredriksen erhebt Ansprüche Mehr Kontrolle bei TUI
02.04.2008, 13:48 UhrDer streitbare norwegische TUI-Großaktionär John Fredriksen will seinen Einfluss auf den Reise- und Reedereikonzern ausbauen und dafür auch den Aufsichtsrat umkrempeln. Bis zur TUI-Hauptversammlung am 7. Mai wolle Fredriksen seinen derzeit fünfprozentigen TUI-Anteil aufstocken, sagte der Fredriksen-Vertraute Tor Olav Troim am Mittwoch. Die Höhe des künftigen Investments ließ er zwar offen. Es werde aber hoch genug sein, um Anspruch auf zwei Sitze im TUI-Aufsichtsrat erheben zu können. TUI lehnte eine Stellungnahme ab.
Ob Fredriksens Pläne aufgehen ist fraglich. Es gibt bei TUI einige Großaktionäre mit touristischen Interessen, die einer Machtausweitung des Reeders kritisch gegenüberstehen dürften. Zudem dürften sie sich Gedanken darüber machen, ob es ratsam ist, einen potenziellen Käufer für die Schifffahrtsparte Hapag-Lloyd in den Gremium sitzen zu haben, das über den geplanten Verkauf entscheiden muss. Fredriksen ist Troims Angaben zufolge aber nicht an einem Kauf von Hapag-Lloyd interessiert.
Fredriksen reiht sich ein
Der Norweger zeigte sich zuversichtlich für sein Vorhaben. "Wir glauben, dass wir von den Aktionären eine Mehrheit bekommen werden", sagte Troim mit Blick auf die angestrebten zwei Sitze, die etwa der Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Krumnow und der frühere österreichische Bundeskanzler Franz Vranitzky frei machen könnten. Einem Medienbericht zufolge strebt Fredriksen aber nicht an die Spitze des Aufsichtsrats. Die Aktionäre mit touristischen Interessen halten allerdings zusammen rund ein Viertel der Anteile. Der ägyptische Aktionär Hamed El Chiaty hat pünktlich zur Aktionärsversammlung seinen zwischenzeitlich verliehenen dreiprozentigen Anteil zurückerworben. Bei einer Präsenz von meist unter 50 Prozent auf TUI-Hauptversammlungen können sie die Geschicke weitgehend lenken.
Gegenwind droht Fredriksen aus Russland. Auch der russische TUI-Großaktionär Alexej Mordaschow hatte Medienberichten zufolge angekündigt, seinen TUI-Anteil erhöhen zu wollen. Eine Verdopplung seines Anteils auf zehn Prozent und ein Einzug in den Aufsichtsrat seien im Gespräch, hieß es. Ein Mordaschow-Sprecher lehnte am Mittwoch eine Stellungnahme ab. Vor Kurzem hatten TUI und Mordaschow eine Arbeitsgruppe für gemeinsame Tourismus-Projekte in Russland gegründet.
Wyser-Pratte rangelt mit
Für Unruhe auf der Aktionärsversammlung könnte noch ein anderer Großaktionär sorgen. "Ich werde auf jeden Fall zur Hauptversammlung kommen", kündigte Guy Wyser-Pratte im Gespräch mit Reuters an. Welche Themen der streitbare US-Investor dort anschneiden will, ließ er allerdings offen. Nachdem TUI vor kurzem angekündigt hatte, eine Abspaltung oder einen Verkauf seiner Schifffahrtssparte Hapag-Lloyd zu prüfen, dürfte es aber in jedem Fall eine lebhafte Veranstaltung werden.
Fredriksen hatte die TUI-Führung zu diesem radikalen Strategieschwenk gedrängt. Dafür benötige der Konzern im Aufsichtsrat an Schifffahrtsexpertise, sagte der Fredriksen-Vertraute Troim. "Hapag-Lloyd wird zu klein in einem Markt, in dem Container-Reedereien sehr schnell wachsen." Es sei das Beste, einen Partner für das Unternehmen zu finden. Weltweit gebe es lebhaftes Interesse an den Hamburgern. "Es gibt fünf bis sechs Interessenten", sagte Troim.
Besonders vielversprechend ist es nach Fredriksens Einschätzung, Hapag-Lloyd mit einer asiatischen Reederei zusammenzubringen. Dabei kämen etwa Neptune Orient Lines aus Singapur, die koreanische Hanjin oder die japanische NYK in Frage, sagte Troim. Kreisen zufolge gibt es allerdings bislang keine Gespräche von TUI und Hapag-Lloyd-Interessenten - außer mit den Vertretern von Hamburger Kaufleuten um den Kühne & Nagel-Mehrheitseigner Klaus-Michael Kühne.
Quelle: ntv.de