Bilanzierungsspielraum größer Mehr Luft für US-Banken
02.04.2009, 20:16 UhrDie amerikanischen Banken bekommen künftig mehr Spielraum bei der Bilanzierung von Wertpapieren. Die für die Rechnungslegungsstandards zuständige Organisation Financial Accounting Standards Board (FASB) kündigte an, ihre Regeln zu ändern und den Finanzinstituten mehr Flexibilität bei der Bewertung von Papieren in illiquiden Märkten einzuräumen.
Die Regelung wird laut FASB ab dem zweiten Quartal gelten, viele Banken könnten sie bereits für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres anwenden. Damit müssen US-Banken nun voraussichtlich deutlich weniger Abschreibungen vornehmen, was ihre in den vergangenen Monaten unter Druck gekommene Kapitaldecke stark entlasten dürfte. US-Bankaktien zogen an der Wall Street deutlich an.
Die Entscheidung des FASB kommt einem Aus für das erst seit kurzem geltende Regelwerk "markt-to-market" gleich. Dieses sieht vor, dass Banken Wertpapiere zu einem bestimmten Stichtag mit ihrem Marktpreis bewerten müssen. Das ist allerdings oft nicht möglich, da angesichts der Finanzkrise für viele Papiere kein Markt mehr besteht oder die Preise so niedrig sind, dass Abschreibungen in Milliardenhöhe notwendig wären. Die neuen Regelungen erlauben nun, dass Banken für Papiere, für die es keinen Markt mehr gibt, eigene Modelle zur Berechnung der Preise heranziehen dürfen.
Kritiker sehen neue Probleme
Der US-Kongress und diverse Banken hatten das FASB auf eine Lockerung der Regeln gedrängt, weil sie sonst kein Ende der Milliardenabschreibungen sehen. Durch Abschreibungen wird das Eigenkapital der Banken aufgezehrt, was die Institute wiederum zwingt, ihr Kreditgeschäft einzuschränken. Kritiker sehen in der Lockerung aber neue Probleme auf die Banken zukommen: Dadurch werde es Banken möglich, den wahren Wert von toxischen Papieren zu verschleiern. Das werde Investoren davon abhalten, diesen Firmen Kapital zukommen zu lassen.
Auch europäische Banken dürfen sich nach Einschätzung von Experten auf eine solche Flexibilisierung einstellen. Die für Europa verantwortlichen Rechnungslegungsorganisation IASB werde in den nächsten Wochen zusammenkommen und ähnliche Regelungen beschließen, hieß es in Branchenkreisen. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück machte in London beim Treffen der G20-Staaten deutlich, die prozyklische Wirkung der Bilanzierungsregeln solle abgeschafft werden.
Quelle: ntv.de