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Wohin geht Infineon? Mehr Macht für Kley

Der Chiphersteller Infineon bemüht sich einen Tag nach dem Rücktritt von Vorstandschef Wolfgang Ziebart um eine Glättung der Wogen. Peter Bauer, der zum 1. Juni den Posten des Vorstandssprechers übernimmt, sei "keine Übergangslösung", betonte ein Sprecher des Unternehmens. Ziebart hatte nach einem Milliardenverlust im zweiten Geschäftsquartal und wochenlangen Querelen "aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die zukünftige strategische Ausrichtung des Unternehmens" seinen Hut genommen.

Dennoch gibt die Berufung Bauers Rätsel auf. War sein Vorgänger Ziebart noch Chef des Vorstandes, muss sich Bauer mit dem Titel Vorstandssprecher zufriedengeben. Vordergründig ist das nur eine Formalie, doch heizt Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley damit Spekulationen um die Zukunft des Dax-Unternehmens an. Analysten sehen in der Sprecher-Funktion Bauers ein Zeichen dafür, dass er mehr als Ziebart nach der Pfeife Kleys zu tanzen hat.

Zudem verkleinert sich mit Ziebarts Ausscheiden zum 1. Juni verkleinert sich der Vorstand von fünf auf vier Mitglieder. Ihm gehören neben Bauer, der für das Geschäft mit Automobil- und Industrieelektronik zuständig ist, auch Marco Schröter (Finanzen), Hermann Eul (Handychips) und Reinhard Ploss (operative Planung) an.

Analysten gegen Fusion mit NXP

An der Börse wurde der bevorstehende Rücktritt von Ziebart mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Im frühen Handel zogen die Aktien zunächst an, wegen Gewinnmitnahmen gab der Kurs aber bis zum frühen Nachmittag nach. "Der Rücktritt von Ziebart könnte den Weg für eine Fusion mit NXP frei machen", sagte ein Börsianer. Allerdings werde dieser mögliche Zusammenschluss mit dem niederländischen Konkurrenten am Markt nicht durchweg positiv betrachtet.

Kleys Plan, Infineon mit der einstigen Philips-Chipsparte NXP zu vermählen, stößt bei den Branchenexperten allerdings mehrheitlich auf Ablehnung. Ziebart war ein ausgewiesener Gegner einer Fusion. "Solch ein Zusammengehen würde zwei taumelnde, europazentrierte Häuser bündeln, die sich in Sachen Technologie, Produkte, Produktion und Kunden größtenteils nicht ergänzen", sagte Bernd Laux von Chevreux.

Analyst Günther Hollfelder von UniCredit bewertete den Rückzug von Ziebart kritisch. "Wir bedauern den Rücktritt von Ziebart, da er die richtigen Entscheidungen getroffen hat als es beispielsweise um die Trennung vom volatilen Speicherchip-Geschäft ging." Er halte alle Geschäftsfelder von Infineon für gut positioniert. Mit Blick auf NXP schrieb Hollfelder in einer Studie, für einen möglichen Zusammenschluss werde möglicherweise zu viel bezahlt.

Auch Merill Lynch reagierte skeptisch. Insgesamt dürfte der Wechsel an der Spitze des Unternehmens in den kommenden Monaten zu mehr Unsicherheit führen, schrieben die Analysten der Bank in einem Kommentar.

Quelle: ntv.de

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