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Madoffs Schneeballsystem Mehrere Banken betroffen

Der massive Betrug des ehemaligen Nasdaq-Chefs Bernard Madoff droht Banken in Europa neue Milliardenverluste zu bescheren. Mehr als ein Dutzend europäischer Institute räumte ein, dass ihnen insgesamt Verluste von mehr als sechs Mrd. Euro drohen, weil sie direkt oder indirekt in das ausgeklügelte Betrugssystem von Madoff investiert haben. Die deutschen Banken wollten sich zunächst nicht zu möglichen Verlusten äußern.

Die spanische Santander-Bank, die auch Filialen in Deutschland unterhält, teilte mit, ein von ihr vertriebener spekulativer Fonds habe Risiken von rund 2,3 Mrd. Euro wegen des Madoff-Betrugs. Santander war bisher gut durch die Finanzkrise gekommen und hatte diese sogar zu Zukäufen im Ausland genutzt.

Der britischen Bank HSBC drohen nach eigenen Angaben Verluste von bis zu einer Mrd. Euro. Schaden im dreistelligen Millionenbereich fürchten die Royal Bank of Scotland, die französischen Banken BNP-Paribas und Natixis sowie die zweitgrößte spanische Bank BBVA. Die italienische Unicredit, zu der auch die HypoVereinsbank gehört, meldete mögliche Verluste von 75 Mio. Euro.

Auch mehreren Schweizer Banken drohen größere Verluste, darunter der Privatbank Reichmut & Co. Die Schweizer Zeitung "Le Temps" berichtete, dass die Banken des Landes bis zu fünf Milliarden Dollar (3,7 Mrd. Euro) verlieren könnten. Auch in Asien waren mehrere Banken betroffen, darunter die japanische Nomura.

Keine Landesbanken betroffen

Die Deutsche Bank wollte sich zunächst nicht zu möglichen Verlusten äußern. Die Commerzbank verwies auf das Bankgeheimnis und machte keine Angaben zu möglichen Risiken. Ein Postbank-Sprecher sagte, die Bank prüfe den Fall, gehe aber nicht von Belastungen aus. Ein Sprecher des Bundesverband öffentlicher Banken (VÖB) sagte, er gehe davon aus, dass keine Landesbanken von dem Betrug betroffen ist.

Beim Fall Madoff handelt es sich um einen der größten Betrugsfälle aller Zeiten. Madoff war Ende vergangener Woche festgenommen worden. Er soll Investoren nach seiner Zeit als Börsenchef mit einem riesigen Schneeball-System um rund 50 Mrd. Dollar gebracht haben. Madoff soll das System als Chef seiner Vermögensberatung betrieben haben. Dem 70-Jährigen drohen 20 Jahre Gefängnis und eine Geldbuße von fünf Mio. Dollar.

Der Betrug funktionierte laut Polizei nach dem "Ponzi-Modell". Mit dem Namen, der auf den 1920er-Jahre-Betrüger Charles Ponzi anspielt, wird in den USA eine Gaunerei nach einem bestimmten Schneeball-Prinzip bezeichnet: Dabei werden einem Investor sehr hohe Renditen versprochen. Diese Renditen werden aber wiederum aus dem Geld bezahlt, das danach angeworbene Investoren einzahlen. Fehlt am Ende der Pyramide neues Geld, bricht das System zusammen.

Quelle: ntv.de

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