Analysten bevorzugt Merck riskiert Ärger
02.07.2007, 11:23 UhrDer Darmstädter Chemie- und Pharmakonzern Merck hat eine begrenzte Zahl von Analysten mit möglicherweise kursrelevanten Finanzdaten versorgt und ist damit ins Visier der Finanzaufsicht geraten. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht will prüfen, ob sich Merck an die Veröffentlichungspflichten gehalten hat.
Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" (FTD) hatte Finanzvorstand Michael Becker in einer Telefonkonferenz am 28. Juni von einem Umsatzanstieg in den ersten fünf Monaten um 41,7 Prozent auf 3,67 Mrd. Euro und einem Plus des operativen Gewinns von 23,5 Prozent auf 579 Mio. Euro berichtet.
An der Konferenz hätten laut Protokoll neben Becker lediglich sein Chef für die Beziehungen zu Investoren sowie sieben Analysten teilgenommen. Das englische Protokoll der Konferenz und die zuvor an die Teilnehmer verschickte Präsentation liegen der "FTD" nach eigenen Angaben vor.
Ein Sprecher des Chemie- und Pharmakonzerns sagte der Zeitung, es habe sich um "rein illustrative Zahlenangaben für die Modelle der Analysten" gehandelt. Am Montagmorgen war die Merck KGaA kurzfristig nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Der von der Familie Merck kontrollierte Konzern ist seit Kurzem Mitglied im wichtigsten deutschen Aktienindex Dax.
Zwar ist es üblich, Analysten zwischen offiziellen Mitteilungen Hinweise auf den Geschäftsverlauf zu geben. "Konkrete Zahlen zu nennen ist aber äußerst ungewöhnlich und gefährlich", hieß es von einer mit der Rechtslage vertrauten Person. Nach Paragraf 15 des Wertpapierhandelsgesetzes muss jedes börsennotierte Unternehmen kursrelevante Informationen "unverzüglich veröffentlichen".
"Wir müssen die Veröffentlichung der Quartalszahlen abwarten. Dann muss man entscheiden, ob die INformationen kurserheblich waren, und dann würden wir das sicher prüfen", sagte eine BaFin-Sprecherin. Sollten sich die zahlen nicht im rahmen des Üblichen bewegen, käme möglicherweise ein Verstoß gegen die Ad-hoc-Pflicht in Betracht."
Offiziell will Merck seine Zahlen für das zweite Quartal am 25. Juli vorstellen. Für den zum Zeitpunkt der Telefonkonferenz noch nicht kompletten Schlussmonat sagte Becker laut Zeitung: "Das wird ein ganz normaler Juni sein."
Quelle: ntv.de